28.09.2022rss_feed

Schweinepreis wird um 10 Cent gedrückt – Verheerendes Signal an die deutschen Schweinehalter

Die VEZG-Schlachtschweinenotierung  gab heute um 10 Cent auf 2,00 €/kg SG nach.

Die VEZG-Schlachtschweinenotierung gab heute um 10 Cent auf 2,00 €/kg SG nach.

Am heutigen Mittwoch gab die Schlachtschweinenotierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch um 10 Cent auf 2,00 €/kg SG nach. Ein verheerendes Signal an die Schweinehalter, denn die seit langem zu beklagenden finanziellen Verluste pro Schwein vergrößern sich damit wieder. Leidtragende dieser Entwicklung sind die finanziell stark gebeutelten Schweinehalter. Nach mehr als zwei wirtschaftlich desolaten Jahren und extrem ausgeuferten Futter und Energiekosten, wird dadurch die ohnehin riesige Aufgabewelle in der deutschen Schweinehaltung weiter befeuert.

 

In den vergangenen Tagen haben die großen deutschen Schlachtbetriebe immer mehr Druck auf den Schlachtschweinemarkt ausgeübt und verweisen dabei auf das saisonal bedingt ansteigende Schlachtschweineangebot und eine zurückhaltende Fleischnachfrage. Tatsächlich sind die Schlachtzahlen aus der vergangenen Woche ein Indikator für das zunehmende Angebot. Mit ca. 753.000 Schweinen wurden in der vergangenen Kalenderwoche etwa 7.000 Schweine mehr als in der Vorwoche geschlachtet.

Der saisontypische Anstieg der Anzahl schlachtreifer Schweine (wegen der zunehmenden Fruchtbarkeit der Muttertiere im Jahresverlauf) wird in diesem Jahr in besonderem Umfang durch rückläufige Bestandszahlen wegen vieler Betriebsaufgaben abgeschwächt. Insgesamt wächst das Angebot an schlachtreifen Schweinen zum Herbst hin in diesem Jahr also deutlich langsamer als üblich, aber es fällt dennoch etwas größer aus als beispielsweise noch im August.

In Kombination mit einer zurückhaltenden Fleischnachfrage nutzen die Schlachtunternehmen diese Situation sofort aus, um den Schlachtschweinepreis massiv unter Druck zu setzen. Die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch konnte diesem Druck heute nicht standhalten und gab sehr deutlich um 10 Cent auf 2,00 €/kg SG nach.

 

Schweinehalter leiden unter hohen Kosten

Damit wird mal wieder Preisdruck an die Schweinehalter als unterstes Glied der Wertschöpfungskette weitergegeben – und dies bei einem ohnehin nicht kostendeckenden Preisniveau sowie stark gestiegenen Kosten in der Schweinehaltung für Futter und Energie. Seit Herbst 2020 sind die Preise für Futter um 60-70 % angestiegen, die Energiekosten haben sich vervielfacht und auch die sonstigen Kosten, z. B. für Personal, Gebäude oder Tierarzt haben sich erhöht. Dabei ist noch nicht absehbar, in welche Höhe die Kosten zukünftig noch steigen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt würden allein für eine Kostendeckung in der Ferkelerzeugung und in der Mast Schlachtschweinepreise von mindestens 2,50 €/kg SG benötigt, erläutert ISN-Marktexperte Klaus Kessing

 


Innerhalb eines Jahres haben fast 10 % der Schweinehalter ihren Betrieb aufgegeben. ©ISN nach Destatis, Stand 03.05.2022

Innerhalb eines Jahres haben fast 10 % der Schweinehalter ihren Betrieb aufgegeben. ©ISN nach Destatis, Stand 03.05.2022

Aufgabewelle in der Schweinehaltung rollt in vollem Tempo

Natürlich kämpfen auch die Schlachtunternehmen und alle weiteren Akteure der Wertschöpfungskette mit Kostensteigerungen und natürlich bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Trotzdem ist ein solcher Preisdruck der Schlachtunternehmen in dieser Situation nicht nachvollziehbar, zumal sie damit ihre eigene Versorgungsgrundlage mit dem Rohstoff Schwein für die Zukunft weiter gefährden. Seit mehr als zwei Jahren ist die Liquiditätslage auf den Schweinebetrieben extrem angespannt und die Aufgabewelle rollt bereits in vollem Tempo. Nachhaltigkeit in der Lieferkette sieht anders aus, kritisiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torten Staack. Allein zwischen Mai 2021 und Mai 2022 gaben etwa 1900 bzw. knapp 10 % der deutschen Schweinehalter auf Sofern keine baldige Besserung der wirtschaftlichen Situation erfolgt, ist ein Ende der Aufgabewelle in der deutschen Schweinehaltung nicht in Sicht.

 


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