Schweineschlachtungen immer stärker rückläufig
Im April dieses Jahres ist das Schlachtviehaufkommen laut Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Deutschland im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich zurückgegangen. Insgesamt kamen von Januar bis April 2022 1,9 Mio. Schweine weniger als im selben Zeitraum im letzten Jahr an die Haken. Die Schweinefleischerzeugung sank aufgrund der gesunkenen Schlachtgewichte sogar um 12 %, berichtet AgE.
ISN: Auch wenn man bei der Bewertung der Schlachtzahlen und Schlachtgewichte die Verzerrungen durch den Abbau des Corona-bedingte Schweinestaus Anfang letzten Jahres berücksichtigen muss, spiegeln die erneut gesunkenen Schlachtungen einmal mehr die dramatische Strukturkrise in der Schweinehaltung deutlich wider.
12 % weniger Schweine geschlachtet
Der Rückgang der Schweineschlachtungen in Deutschland hat sich im April noch einmal leicht verstärkt. Wie aus Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, kamen im Berichtsmonat 3,78 Mio. Schweine an die Haken der hiesigen Schlachtbetriebe; das waren rund 521.500 Tiere oder 12,1 % weniger als im April 2021. Die Schweinefleischerzeugung lag um 12,4 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Damit hat sich der bereits länger anhaltende Trend eines geringeren Schlachtviehangebots verstärkt.
Heimisches Angebot deutlich zurückgegangen
Im ersten Jahresdrittel 2022 wurden den Statistikern aus Wiesbaden zufolge 15,86 Mio. Schweine zerlegt; im Vergleich zur Vorjahresperiode bedeutete das ein Minus von 1,89 Mio. Tieren oder 10,6 %. Die Schweinefleischerzeugung nahm wegen des um 1,4 kg auf 95,6 kg je Schwein gesunkenen durchschnittlichen Schlachtgewichts sogar um 12,0 % auf 1,52 Mio. t ab. Die früher zahlreich auf dem deutschen Markt verfügbaren Schlachtschweine aus dem Ausland spielten fast keine Rolle mehr. Von Januar bis April 2022 wurden insgesamt noch 408.370 solcher Tiere an die deutschen Schlachtunternehmen geliefert; im Vorjahresvergleich war das ein Rückgang von 16.210 Stück oder 3,8 %. Sehr viel stärker hat das Angebot aus heimischen Mastställen abgenommen, nämlich um 1,87 Mio. Tiere oder 10,8 % auf 15,46 Mio. Stück.
Die ISN meint:
Auch wenn man bei der Bewertung der Schlachtzahlen und Schlachtgewichte die Verzerrungen durch den Abbau des Corona-bedingte Schweinestaus Anfang letzten Jahres und das damit verbundene höhere Schlachtaufkommen berücksichtigen muss, spiegeln die drastisch gesunkenen Schlachtungen die dramatische Strukturkrise in der Schweinehaltung dennoch deutlich wider.
Die Anzahl der insgesamt gehaltenen Schweine in Deutschland ist derzeit dem niedrigsten Stand seit 25 Jahren und es wird erwartet, dass die noch nicht veröffentlichten Ergebnisse der Mai-Viehzählung 2022 weitere besonders hohe Rückgänge bei der Zahl der Sauenhalter und Sauen zeigen werden. Seit dem letzten Herbst haben etliche Ferkelerzeuger aufgrund der wirtschaftlichen Schieflage bei gleichzeitig fehlender Perspektive entschieden, die Sauenhaltung für immer einzustellen und die Ausstiegswelle rollt weiter.
Damit nicht noch mehr Betriebe aus der Schweinehaltung aussteigen und die heimische Versorgung mit Schweinfleisch weiter wegbricht, ist es wichtiges denn je, dass Fleisch aus Deutschland endlich Vorfahrt in Deutschland bekommt und die Bundesregierung hierzulande eine Herkunftskennzeichnung bei allen Schweinefleischprodukten und auf allen Absatzwegen verpflichtend einführt.