So einfach und doch so schwer
- Moritz Böckermann über das ISN-Seminar Medienarbeit pur
Tue Gutes und rede darüber – So einfach und doch so schwer, wenn es um kontrovers diskutierte Themen aus der modernen Schweinehaltung geht.
Moritz Böckermann, Schweinehalter und Mitglied im Sprecherteam der Jungen ISN, besuchte das ISN-Seminar Medienarbeit pur
in Dinklage:
Vor fast genau zwei Jahren hatte ich mein Schlüsselerlebnis in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Auf einmal stand eine Reporterin mit ihrem kompletten Kamerateam auf unserem Hof. Sie wollten für die NDR Sendung Panorama
einen Bericht über die Schweinehaltung drehen. Dass es ein sehr kritischer Bericht zur Tierhaltung mit vorab fest stehenden Meinungen werden sollte, wurde natürlich vorher nicht gesagt. Da wurde mir bewusst, ob gewollt oder nicht, ich kann jederzeit in die Lage geraten Auskunft über die moderne Schweinehaltung zu geben…Unser Betrieb wurde in dem Bericht schlussendlich nicht gezeigt.
Ich habe mir die fertige Sendung angeschaut und bemerkte, wie schwer es den Landwirten in dem Beitrag fiel vor der Kamera Auskunft oder auch keine Auskunft
zu geben und habe mich selbst gefragt, hätte ich es besser gekonnt? Eindeutig: Nein.
Als ich die Einladung der ISN zum Seminar Medienarbeit pur
erhielt, erinnerte ich mich an dieses Schlüsselerlebnis und wusste sofort, da muss ich mitmachen!
Spannend war vor allem, dass ein Redakteur meiner regionalen Tageszeitung beim Seminar dabei war. Er brachte interessante Informationen mit, zum Beispiel dass die öffentliche und veröffentlichte Meinung oft nicht das gleiche meint. Als Beweis führte er eine Studie der Uni Berlin an, die nach der politischen Gesinnung von Journalisten fragte. Das für alle Seminarteilnehmer überraschende Ergebnis: Grüne 27%, SPD 15,5%, CDU/CSU 9%, FDP 7,5%, Die Linke 4%, keine Partei 36%.
Der Redakteur riet uns zu einem gesunden Misstrauen gegenüber Journalisten, das er jedoch nicht als Gesprächsverweigerung verstanden wissen möchte.
Jeder kennt folgende Situationen, entweder von Berufskollegen oder aus eigenen Erfahrungen: Der Nachbar beschwert sich über Gülle die bis zum Himmel stinkt
, die Bürgerinitiative fragt warum noch ein Stall gebaut werden soll
. Manch ein Schweinehalter fühlt sich unsicher, wenn er mit solchen kritischen Fragen konfrontiert wird. Dann fühlt man sich schnell in der Defensive und es ist ganz natürlich, dass man versucht sich zu rechtfertigen. Im schlimmsten Fall zeigt man sogar Aggressionen.
Oft kann es helfen Kritikern die richtigen Fragen zu stellen, um die richtigen Antworten auf kritische Fragen zu finden. Nur so können sie erfahren, worum es ihm in dem Gespräch wirklich geht.
, erklärte Jana Püttker, ISN-Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Oft steckt hinter den Fragen oder auch Vorwürfen eine Sache, die leicht aus der Welt zu räumen ist. Der Nachbar, der sich über Geruchsbelästigung beschwert, möchte vielleicht einfach nur dass sie am Wochenende nicht auf den Flächen neben seinem Garten Gülle fahren.
Oft nimmt eine freundliche Nachfrage auch die Brisanz aus einem Gespräch. Wenn es gut läuft, geht der Gesprächspartner mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch und sagt sich vielleicht, der Schweinehalter xy ist mir sympathisch, er hat mir zugehört und hatte ein offenes Ohr für meine Standpunkte.
Überzeugt wird der Otto-Normal-Verbraucher
nicht, indem man ihn mit möglichst vielen Argumenten und Fachinformationen überfordert. Weniger ist in diesem Falle mehr! Der wichtigste Faktor ist das eigene Auftreten des Tierhalters oder Landwirts. Sympathie und Vertrauen sind hier wichtige Stichwörter.
Das Seminar war kurz und knackig. Ich habe gelernt worauf es beim Leserbrief schreiben ankommt, wie ich reagieren kann, wenn wirklich wieder unvermittelt ein Fernsehteam auf unserem Hof stehen sollte und wie ich meine Tierhaltung erläutern kann. Ich kann nur jedem Landwirt/Schweinehalter empfehlen, sich in Sachen Öffentlichkeitsarbeit fortzubilden. Ob bei der ISN oder bei anderen Anbietern.
Das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe berichtete über das zweite ISN-Seminar Medienarbeit pur
in Münster.