Spaniens Schweinebestand erreicht neues Rekordniveau
Während der Sauenbestand hierzulande massiv zurückgefahren wird, stockt Spanien in annähernd gleicher Zahl auf.
Während die deutschen Schweinehalter hierzulande um ihre betriebliche Existenz kämpfen und der Strukturwandel sich ohne Halt weiter fortsetzt, erreicht der Schweinebestand in Spanien ein neues Rekordniveau. Ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil: die stark angestiegene Zahl der noch ungedeckten Jungsauen deutet darauf hin, dass sich die spanische Erzeugung weiter ausdehnen wird, berichtet Agra Europe (AgE).
ISN: Was Deutschland abstockt, stockt Spanien auf. Die Verlagerung der Schweinehaltung ins Ausland geht drastisch weiter voran, das belegen die amtlichen Statistiken eindeutig. Wie lange will die Regierung in Deutschland noch dabei zu sehen, wie die Schweinehaltung in Deutschland ausblutet? Wenn Deutschland in Zukunft Schweinefleisch aus anderen Ländern mit geringeren Erzeugerstandards importieren muss, ist das weder Tier- noch Klimaschutz!
Binnen fünf Jahren Bestand um 15% aufgestockt
In Spanien ist im vergangenen Jahr entgegen dem EU-Trend die Schweineherde auf ein neues Rekordniveau angewachsen. Wie aus aktuellen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) hervorgeht, wurden dort im Dezember 2021 insgesamt 34,45 Millionen Schweine gehalten; das waren 1,66 Millionen Stück oder 5,1 % mehr als zwölf Monate zuvor. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre haben die spanischen Erzeuger ihre Herden damit um rund 4,5 Millionen Stück oder 15,0 % aufgestockt; im gleichen Zeitraum sank in Deutschland die Zahl der Schweine um 3,96 Millionen Tiere oder 14,3 %. Die Verlagerung der Produktion drückt sich auch dadurch aus, dass bei den Iberern mittlerweile 10,8 Millionen Schweine mehr gehalten werden als hierzulande.
Weitere Produktionsreserven vorhanden
Während in anderen Ländern der Europäischen Union für 2022 wegen gesunkener Tierbestände mit einem Rückgang der Schweineproduktion gerechnet wird, deutet darauf in Spanien bisher nichts hin. So nahm der gesamte Sauenbestand gegenüber Dezember 2020 um rund 50.000 Tiere oder 1,9 % auf 2,68 Millionen Stück zu. Das ist zwar eine geringere Wachstumsrate als in den Vorjahren, doch rechnet man den zu erwartenden Produktivitätsfortschritt hinzu, liegt 2022 ein Anstieg der Schweineproduktion um die 3 % im Bereich des Möglichen. Eine weitere Ausdehnung der spanischen Erzeugung deutet sich auch dadurch an, dass die Zahl der noch ungedeckten Jungsauen relativ gesehen so stark zunahm wie keine andere Tierkategorie, nämlich um 40.400 Tiere oder 12,7 % auf 358 270 Stück. Es sind also noch Produktionsreserven vorhanden.
Die ISN meint:
Die Verlagerung der Schweinehaltung schreitet in einem drastischen Ausmaß weiter voran, das belegen die amtlichen Statistiken eindeutig. Während der Sauenbestand hierzulande massiv zurückgefahren wird, stockt Spanien in annähernd gleicher Zahl auf und nutzt die Produktionsrückgänge im Norden der EU um Exportlücken schließen können. So ging die Anzahl der Sauen in Deutschland laut der amtlichen Statistik im Zeitraum von 2013 bis 2021 um sage und schreibe 486.990 Sauen zurück, während sie in Spanien im gleichen Zeitraum um rund 431.980 Tiere zunahm.
Es ist also schon 5 nach 12 – doch statt zu agieren, spielt die Bundesregierung ein Spiel auf Zeit und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir scheint bei diesen Themen komplett abgetaucht. Wie lange soll diese Hinhaltetaktik noch gefahren werden? Bis es keine Schweinehalter in Deutschland mehr gibt? Schweinehalter sind in Deutschland zukünftig scheinbar nicht mehr erwünscht. Statt konkrete Lösungen zum Umbau der Tierhaltung in Deutschland zu liefern, wozu nebenbei schon viel Vorarbeit geleistet wurde und mit dem Borchert-Konzept konkrete Pläne auf dem Tisch liegen, taucht Minister Özdemir ab und lässt die Schweinehaltung vor die Wand fahren
, kommentiert Dr. Torsten Staack, Geschäftsführer der ISN. Dem Minister sollte klar sein, dass hier um viel mehr geht, als allein den Bestandsabbau, nämlich darum, dass Schweinefleisch auch zukünftig noch in Deutschland unter den hohen hiesigen Standards erzeugt und nicht aus anderen Ländern mit geringeren Erzeugerstandards importiert wird! Zu verhindern, dass die Tierhaltung nicht in andere Länder abwandert, ist also ein wichtiger Beitrag zum Tier- und auch zum Klimaschutz!
, so Staack.
Weiter stellt Staack fest: Die Schweinehaltung in Deutschland bedarf dringend lebensrettender Sofortmaßnahmen, aber bei der Auszahlung der Überbrückungshilfen stockt es immer noch, obwohl mehrfach belegt ist, dass die Umsatzeinbußen in der Schweinehaltung zum weit überwiegenden Teil Corona-bedingt sind. Die Bundesregierung muss zügig für Klarheit sorgen, damit das bitternötige Geld endlich bei den Schweinehaltern ankommt!