Spaniens Schweinebestand wächst weiter – wenn auch in langsamerem Tempo
Seit 2013 hat die Anzahl der gehaltenen Sauen in Deutschland massiv abgenommen, im Gegensatz dazu baute Spanien im gleichen Zeitraum seinen Sauenbestand weiter aus. ©eigene Darstellung nach Eurostat
Während sich die niedrigen Erzeugerpreise bei gleichzeitig hohen Futterkosten hierzulande und in weiteren Ländern der europäischen Union in einem deutlichen Rückgang der Schweinebestände bemerkbar machen, erreicht der Schweinebestand in Spanien erneut ein neues Rekordniveau. Die deutlich rückläufige Zahl der noch ungedeckten Jungsauen deutet jedoch darauf hin, dass zumindest die spanischen Ferkelproduzenten auf die Bremse treten, berichtet Agra Europe (AgE).
Die Schweinehalter in der Europäischen Union und insbesondere hierzulande haben in diesem Jahr mit stark gestiegenen Futter- und anderen Produktionskosten zu kämpfen und bauen ihre Tierbestände zum Teil massiv ab. Anders in Spanien, dessen Schweineproduktion weiterwächst, wenn auch mit deutlich langsamerem Tempo als zuvor. Nach vorläufigen Angaben des spanischen Landwirtschaftsministeriums (MAPA) nahm der Schweinebestand in den zwölf Monaten bis Anfang Mai 2022 um 146.000 Tiere oder 0,5 % auf den neuen Rekord von 32,55 Millionen zu.
Weniger Iberico-Schweine eingestallt
Die Zunahme der normalen Schweineherde
war mit 1,3 % auf 29,51 Mio. Stück sogar noch etwas stärker ausgeprägt, doch bremste der Rückgang von 7,2 % auf 3,04 Mio. Iberico-Schweine das Wachstum des Gesamtbestandes. Das Fleisch von Iberico-Tieren ist, je nach Fütterung und Haltung, teilweise deutlich teurer als das von klassischen Schweinerassen. In wirtschaftlichen Krisenzeiten lässt es sich jedoch schwerer vermarkten, weshalb hier offensichtlich Bestände abgebaut wurden.
Deutlicher Anstieg bei Ferkeln – Rückgang bei Mastschweinen
Zu beachten ist bei der Interpretation der Daten, dass der Zuwachs des spanischen Gesamtbestandes im Wesentlichen auf das Konto einer viel höheren Ferkelzahl ging. Den vorläufigen Angaben des Ministeriums zufolge gab es zur Erhebung im Mai 9,70 Mio. Schweine unter 20 kg; das waren rund 10 % mehr als ein Jahr zuvor. Im Frühjahr war Spaniens Importnachfrage für Ferkel spürbar gestiegen, da es Tiergesundheitsprobleme im Sauenbestand gab. Dies machte sich in der Erhebung auch an der geringeren Zahl an Mastschweinen ab 50 kg bemerkbar, die im Vorjahresvergleich um 5,3 % auf 13,02 Millionen abnahm.
Ferkelerzeuger bremsen weiteres Wachstum aus
Die für die weitere Produktionsentwicklung wichtige Zahl der Sauen in Spanien stieg gegenüber Mai 2021 geringfügig, nämlich um rund 10.000 Tiere oder 0,4 % auf 2,67 Millionen. Bei den tragenden Muttertieren wurde eine Zunahme von 1,0 % gemeldet. Auffällig ist jedoch, dass es bei den erstmals belegten Jungsauen zu einer recht deutlichen Abnahme von 7,5 % auf 275 000 Tiere kam. Noch deutlicher war das Minus bei den noch nicht belegten Jungsauen mit 9,2 % auf 333.500 Tiere. Der klare Bestandsrückgang bei den Jungsauen lässt vermuten, dass zumindest die spanischen Ferkelproduzenten doch auf die Bremse treten.