DER SPIEGEL-Kommentator Philip Bethge verunglimpft Schweinehalter als schlechte Menschen
Der Kommentar vom Spiegelredakteur Philip Bethge strotzt von fachlichen Fehleinschätzungen und entbehrt grundlegendem journalistischen Handwerkszeug.
Der Spiegelredakteur Philip Bethge sieht in der Afrikanischen Schweinepest eine Chance, endlich die industrielle Massentierhaltung
zu beenden, die auf einem Regime des Terrors
fuße.
ISN: Der Kommentar ist menschenverachtend und ein journalistischer Fehltritt, der so nicht stehen bleiben darf.
Schon die Überschrift Schweinehalter haben unser Mitgefühl nicht verdient
macht sprachlos. Es geht um den Kommentar des Wissenschaftsredakteurs vom Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL Philip Bethge. Darin stellt er die Frage, ob man der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland auch etwas Gutes abgewinnen könne und beantwortet diese mit Ja. Die Seuche könnte Anlass sein, endlich die industrielle Massentierhaltung zu beenden.
Und als ob diese Aussage nicht schon Frechheit genug wäre, stellt er die nächste Frage: Verdienen die Mitarbeiter dieses Industriezweigs, die von vielen immer noch euphemistisch (´beschönigend´ – Anmerkung der Redaktion) ´Bauern´ genannt werden, nun unser Mitgefühl? Das kann man spontan bejahen - aber ebenso schnell wieder verneinen, wenn man nur die jüngste Pressemitteilung des ´Deutschen Tierschutzbüros´ liest.
Es zeige sich wieder einmal, dass Schweine in der industriellen Massentierhaltung gequält würden, seit Jahren, mit Vorsatz und toleriert von der Öffentlichkeit.
Noch immer fuße der Profit der Schweinezucht auf dem Regime des Terrors für die Tiere.
Wer so etwas tue, sei ein schlechter Mensch.
Bethge sieht in ASP Chance für Bio
Immerhin, Bethge bekennt sich als Fleischesser und macht ein Plädoyer für die Bioschweinehaltung´: Wer bessere Schweineleben fordert, muss mehr Geld für sein Fleisch bezahlen und weniger davon kaufen. Es ist höchste Zeit, sich diesen Luxus zu erlauben. Der Biofleischanteil in Deutschland liegt immer noch bei unter zwei Prozent.
Die Schweinepest biete nun die Chance, innezuhalten und die eigenen Essgewohnheiten infrage zu stellen. Zudem hätten Biobauern ihm erzählt, dass eine höhere Wertschöpfung die Folge sein könne. Besser schlafen lässt es sich dann allemal
, kommentiert Philip Bethge abschließend.
Die ISN meint:
Dieser Kommentar ist eine Frechheit und eine Verhöhnung der Schweinehalter und ihrer Familien. Zudem strotzt er von fachlichen Fehleinschätzungen und entbehrt grundlegendem journalistischen Handwerkszeug. Das können und wollen wir so nicht stehen lassen und fordern den Kommentator Philip Bethge auf, die journalistischen Grundlagen einzuhalten und sich vorab besser zu informieren. Ein Kommentar spiegelt die eigene Meinung des Kommentierenden wider – dagegen ist nichts zu sagen. Einen Kommentar aber als Keule einzusetzen, um seine eigenen ideologischen Ziele voranzutreiben, ist nicht in Ordnung. Wir vermitteln Herrn Bethge gerne ein Volontariat, damit er seine journalistischen Grundkenntnisse auffrischen kann. Wir bieten Ihm auch an, dass wir ihm die fachlichen Zusammenhänge erklären.
Wir haben in Deutschland eine bäuerlich geprägte Landwirtschaft mit Bauernfamilien, die sich an sieben Tagen in der Woche, also 365 Tage im Jahr um ihre Tiere kümmern. Die überschaubaren Strukturen belegen allein schon die nackten Zahlen. Denn die Durchschnittsgröße eines Schweinebestandes liegt in Deutschland bei lediglich gut 1200 Schweinen. Die Tierhalter mehr oder weniger direkt als Regime des Terrors
zu bezeichnen, ist eine bodenlose Unverschämtheit, die so nicht stehen bleiben darf. Die Nerven bei den Schweinehaltern und ihren Familien liegen ohnehin schon blank – die verbale Entgleisung des Kommentators ist deshalb menschenverachtend.
Ja, wenn Tierschutzvergehen in Betrieben auftreten sollten, dann ist daran nichts zu beschönigen. Die weit überwiegende Mehrheit der Tierhalter arbeitet mit voller Kraft und Überzeugung für das Wohlergehen ihrer Tiere. Ein guter Redakteur würde das bei der Bewertung der durch spendensammelnde Tierrechtsorganisationen illegal beschafften und passend zusammengestellten Bilder berücksichtigen.
Wenn Bethge dazu aufruft, mehr Biofleisch zu essen, dann ist das zunächst einmal in Ordnung. Den Bogen, den er zwischen ASP und Bio gespannt hat, gibt es so aber nicht. Eigentlich sollte er spätestens durch Corona wissen, dass ein Virus alle betrifft – ohne Ausnahme. So ist es auch bei der ASP. Hier sind alle schweinehaltenden Betriebe in Gefahr – egal, ob groß oder klein und egal ob bio oder konventionell. Tierhalter kommen aktuell nachts vor Sorge nicht in den Schlaf. Dabei dürfte die Sorge bei den Biobetrieben besonders groß im Hinblick auf die ASP sein. Denn ihre nach außen offenen Haltungssysteme müssen in einem besonderen Maße gegen das Virus abgeschottet werden.
Und was die Größe angeht, so werden es am Ende wie immer in so einer Situation genau die kleineren Betriebe sein, die aussteigen – leider. Auch die Freude des Kommentators darüber, dass hierzulande durch die ASP zukünftig vielleicht weniger Schweine gehalten werden, dürfte von kurzer Dauer sein. Denn das Fleisch wird dann aus anderen Staaten kommen, in den die Tierschutzstandards zum Teil weit niedriger sind als in Deutschland.
Der Kommentar von Philipp Bethge darf nicht unwidersprochen stehen bleiben - Vielleicht auch verbunden mit einem Besuch mit dem Trecker in der Spiegelzentrale in Hamburg