18.10.2022rss_feed

Teller oder Trog? WWF macht mit Umfrage Stimmung gegen die Tierhaltung

Aktuell ist die "Teller-Trog-Diskussion" wieder in aller Munde. ©Canva

Aktuell ist die "Teller-Trog-Diskussion" wieder in aller Munde. ©Canva

Nach einer Umfrage des World Wide Fund For Nature (WWF) ist die deutsche Bevölkerung hinsichtlich der Teller-Trog-Diskussion gespalten. Nur etwa die Hälfte der Befragten spricht sich für eine Reduktion der Futtermittelproduktion zugunsten der Brotgetreideerzeugung aus. Der WWF hingegen nutzt das Ergebnis, um seine Forderung nach einer Reduktion der Tierzahlen zu untermauern, berichtet AgE.

ISN: Die Befragten haben offensichtlich ein deutlich differenziertes Bild bei der Frage Teller oder Trog?, als der WWF selbst. Zur Diskussion um Teller oder Trog gehört nämlich mindestens, dass die Tierhaltung den größten Teil des Futters überhaupt erst über den Weg der Verdauung im Tier für die menschliche Ernährung nutzbar macht. Die Tierhaltung ist wesentlicher Bestandteil der Kreislaufwirtschaft.

 

Hinter der Forderung von Umweltverbänden, die Futtermittelproduktion zugunsten der Brotgetreideerzeugung zurückzufahren, steht in der deutschen Bevölkerung offenbar nur eine knappe Mehrheit. Das belegen zumindest die Ergebnisse einer angeblich repräsentativen Befragung, die das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag des World Wide Fund For Nature (WWF) im September unter insgesamt 2.501 Personen durchgeführt hat.

 

Nur die Hälfte der Befragten will eine Reduktion von Futteranbauflächen

Auf die Frage 60% der deutschen Agrarflächen wird für den Anbau von Nutztierfutter verwendet: Sollte die Bundesregierung Maßnahmen ergreifen, um diesen Anteil zu senken und die Ernährungssicherheit zu stärken? antworteten 51,4 % mit ja. Insgesamt 28,2 % sprachen sich dagegen aus, weitere 20,4 % zeigten sich unentschieden.

 

WWF fordert Verringerung der Tierzahlen

Der WWF nahm die Vorlage der Befragungsergebnisse in der vergangenen Woche zum Anlass, seine Forderung nach einer Verringerung der Futtermittelproduktion zu erneuern. Für die Umweltschutzorganisation ist das Verhältnis von Lebens- und Futtermittelproduktion in Deutschland aus den Fugen geraten. Die Zahl der Schweine, Rinder und Hühner hierzulande müsse sinken, damit Fläche frei werde, um für den direkten menschlichen Verzehr mehr Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und Obst anzubauen. Damit würde Deutschland einen Beitrag zu Sicherung der Ernährung weltweit und in Europa leisten.

 

Die ISN meint:

Offensichtlich haben die Befragten in der Diskussion um Teller oder Trog ein deutlich differenzierteres Bild als der WWF versucht es dazustellen. Die Forderung des WWF nach einer Reduzierung der Tierzahlen in Deutschland, damit Flächen freiwerden, auf denen dann menschliche Nahrung angebaut werden könne, ist eine starke Vereinfachung und hat mit Fakten wenig zu tun. Hinter der Aussage des WWF steht die Annahme, dass das, was an Getreide im Trog landet, auch direkt auf dem Teller landen könnte. Dabei handelt es sich hierbei entweder um reines Futtergetreide (z.B. Gerste und Triticale) oder wie beim Weizen um speziell auf die Fütterung ausgerichtete Getreidesorten, die zwar im Anbau einen höheren Ernteertrag, aber nicht die entsprechenden Backqualitäten und Inhaltsstoffe mit sich bringen. Viel wichtiger ist aber die Frage, was mit dem Teil des Futters ist, der für den Menschen anders gar nicht nutzbar wäre? Insbesondere das Schwein ist ein Resteverwerter. Allein 40 Prozent des Futters kommen aus Futtermitteln, die ansonsten nicht in den Nahrungskreislauf des Menschen gelängen. So können beispielsweise die Extraktionsschrote (i.d.R. Soja- und Rapsextraktionsschrote), die als Nebenprodukt der Ölgewinnung entstehen, über die Tierhaltung als proteinreiches Futter verwertet werden und in den Ernährungskreislauf einfließen. Auch Nahrungsmittel, die nicht mehr den Qualitätsansprüchen der menschlichen Ernährung genügen, wie zum Beispiel Altbrot, werden über die Tierhaltung wieder für den Menschen nutzbar gemacht.

Darüber hinaus ist die Tierhaltung ist auch an anderer Stelle ein wichtiger Teil der Kreislaufwirtschaft. Wirtschaftsdünger sind ein wichtiger Wertstoff – im Ackerbau und immer mehr auch in der Energiegewinnung. Statt die Tierhaltung unter Beschuss zu nehmen, sollte man sich also besser darauf konzentrieren, die verfügbaren Potenziale zu nutzen – im Ackerbau, in der Tierhaltung und auch bei der Energiegewinnung.


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