Thünen-Institut hat Steckbriefe zur Haltung von Nutztieren in Deutschland aktualisiert: Schweinehaltung stark gebeutelt
Die Produktion, der Verbrauch und die Exporte von Schweine-, Rinder- und Geflügelfleisch haben sich in den vergangenen Jahren in Deutschland sehr unterschiedlich entwickelt. Während die Schweineproduktion starke Einbußen hinnehmen musste, entwickelten sich die Geflügel- und Rindfleischproduktion dynamisch. Das geht aus den aktualisierten Steckbriefen zur Tierhaltung
des Thünen-Instituts hervor, berichtet Agra Europe.
ISN: Die Zahlen und Daten des Thünen-Instituts sind alarmierend. Ferkelerzeuger und Schweinemäster brauchen endlich wieder auskömmliche Preise und eine Perspektive!
Schweineproduktion durch viele Faktoren gebeutelt
Wie das Thünen-Institut (TI) in Braunschweig erläuterte, entwickelte sich die Produktion von Geflügelfleisch in den vergangenen Jahren dynamisch, während die Rindfleischerzeugung seit Jahren stagniert und die Schweineproduktion seit 2017 immer weiter eingeschränkt wurde.
Nach Angaben des Instituts wurden die Schweinebestände in der Bundesrepublik im Zeitraum von Mai 2020 bis Mai 2022 wegen der katastrophalen Marktsituation
um mehr als 12 % abgestockt. Wichtige Ursachen seien die Afrikanischen Schweinepest (ASP), die Corona-Pandemie, die gestiegenen Energie- und Futterkosten, der Arbeitskräftemangel und geänderte Verbrauchsgewohnheiten. Erschwerend hinzugekommen sei die fehlende Planungssicherheit für die Landwirte, vor allem im Hinblick auf die zukünftige Tierwohl- und Umweltpolitik.
Stärkster Produktionsrückgang bei Schweinefleisch
Die gesamte Fleischproduktion in Deutschland beziffern die Braunschweiger Fachleute für 2021 auf fast 8,23 Mio. t einschließlich Innereien und Schlachtnebenerzeugnisse, was einem Rückgang gegenüber dem Vorjahr um etwa 3 % entspreche. Davon sei der größte Teil mit 4,97 Mio. t weiterhin auf Schweinefleisch entfallen, gefolgt von Geflügel- und Rindfleisch.
Deutschland sei Nettoexporteur von Fleisch, allerdings in den vergangenen drei Jahren mit leicht rückläufiger Tendenz. Vor allem Schweinefleisch werde im Ausland vermarktet, trotz der schwierigen Situation dieses Sektors. Allerdings seien die Ausfuhren in Drittländer deutlich eingeschränkt worden, so dass diese Fleischart nun fast ausschließlich innerhalb der EU vermarktet werde.
Laut dem Thünen-Institut belief sich der mittlere Pro-Kopf-Verzehr an Fleisch 2021 in Deutschland auf 55 kg. Indes wird der Pro-Kopf-Fleischverbrauch auf 82 kg beziffert; dazu zählen neben dem menschlichen Verzehr auch Heimtiernahrung und die industrielle Verwertung. Beide Mengen seien im Vergleich zu 2020 weiter zurückgegangen, so die Wissenschaftler.
Die ISN meint:
Die Zahlen und Daten des Thünen-Instituts sind alarmierend. Eine riesige Ausstiegswelle in der Schweinehaltung rollt. Um diese zu bremsen brauchen Ferkelerzeuger und Schweinemäster endlich wieder auskömmliche Preise. Sie brauchen aber auch eine Perspektive und nicht immer neue Auflagen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss sich endlich seiner Verantwortung bewusst werden, dass die riesige Abwanderungswelle in der Schweinehaltung dem Tierwohl, dem Klimaschutz, der Eigenversorgung und der Nachhaltigkeit gleichermaßen schadet!