15.11.2014rss_feed

Tierschutz: Echt statt eilig!

"Ja" zur Lösungssuche

"Ja" zur Lösungssuche

Das Ziel ist unstrittig, der Weg dahin aber beileibe nicht. Das zeigte sich einmal mehr am vergangenen Mittwoch im niedersächsischen Landtag.

 

Der Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung hatte zur Anhörung – neben anderen Organisationen auch der ISN – in Sachen Tierschutz geladen. Auf der Tagesordnung: Ein Entschließungsantrag der CDU zum Verzicht auf das Schwänzekupieren.

 

Darin wird ein Fünf-Punkte-Plan vorgelegt, mit dem die Landesregierung aufgefordert wird, endlich praxistaugliche, umsetzbare und wirksame Leitlinien zur Verhinderung von Schwanzbeißen und Kannibalismus zu erarbeiten, so wie es im Tierschutzplan Niedersachen vereinbart worden ist. Der Antrag fordert weiterhin Konzepte und Notfallmaßnahmen sowie einen Ausgleichsfond, falls Schwanzbeißen verstärkt auftritt.

Eine kostenfreie Beratung der Betriebe sowie finanzielle Hilfen bei erforderlichen Umbauten sollen die Umsetzung fördern. Die Landesregierung wird überdies aufgefordert, dafür zu sorgen, dass die niedersächsischen Ferkelerzeuger- und Mastbetriebe durch die geplanten Vorgaben keine Wettbewerbsnachteile erleiden. Das würde den Strukturwandel beschleunigen und gerade bäuerlichen Familienbetrieben den Garaus machen.

Ja zur Lösungssuche gegen Schwänzekupieren …

Den Fünf-Punkte-Plan begrüßte die ISN in ihrer Stellungnahme ausdrücklich: ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes und ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack machten deutlich, dass die Schweinehalter sich klar zum niedersächsischen Tierschutzplan und den dort formulierten Zielen bekennen. Sie wiesen darauf hin, dass gerade die Branche selbst mit Hochdruck an Lösungen arbeitet, wie der Verzicht aufs Schwänzekupieren mit Aussicht auf Erfolg umgesetzt werden kann. Dazu gibt es bundesweit, u.a. mit Unterstützung durch die ISN, mehr als 20 Projekte, die das wissenschaftlich untersuchen, so Staack. Deren Ergebnisse gelte es abzuwarten, Sorgfalt und wissenschaftliche Gründlichkeit gingen vor Schnelligkeit – gerade im Sinne des Tierschutzes!

Nein zu Effekthascherei und Populismus!

Die Schweinehalter werfen Minister Christian Meyer jedoch vor, die im Tierschutzplan auf der Basis von Beratungen und Praxisuntersuchungen gefundene gemeinsame Linie aufgekündigt zu haben. Die vorschnelle Verkündigung eines fixen Enddatums zum Kupierverzicht sowie die Ankündigung der ‚Ringelschwanzprämie‘ seien kontraproduktiv.

Die ISN kritisert aber nicht nur die fehlende Wissenschaftlichkeit und die Eile, sondern sie wirft Minister Meyer vor, vom Koalitionsvertrag abzuweichen und nicht – wie vereinbart – Lösungen zusammen mit der Wirtschaft auf den Weg zu bringen. ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes: Agrarminister Meyer hat sich aus unserer Sicht bislang eher durch Aktionismus und Populismus hervorgetan, denn durch ein lösungsorientiertes Handeln im Sinne eines effektiven Tierschutzes.

Kannibalismus ist keine Frage der Haltungsform

Auch wenn möglicherweise in alternativen Haltungsformen Kannibalismus in geringerem Ausmaß vorkommt – Schwanzbeißen ist auch dort ein gravierendes Problem, das über Nacht auftreten kann und deren Ursachen äußerst vielschichtig sind. Das bestätigt nicht nur eine aktuelle Studie der Universität Gießen, sondern auch die Erfahrung von biologisch wirtschaftenden ISN-Schweinehaltern.

Insbesondere vor diesem Hintergrund plädiert die ISN dafür, nicht die Schweinehalter je nach Wirtschaftsweise gegeneinander auszuspielen, sondern im Sinne des Tierschutzes endlich die noch bestehenden Forschungslücken zu schließen.


Mehr zum Thema "Schwänze kupieren" und spannende Forschungsprojekte, an denen die ISN beteiligt ist finden Sie hier...

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