Tierseuchenausbrüche: Hohes Risiko extremer Marktturbulenzen hemmt jegliche Betriebsentwicklung
Osnabrück, 10.02.2025. Noch nie war das Spannungsfeld größer: Die Erlössituation auf den Betrieben hat sich in den vergangenen zwei Jahren deutlich verbessert. Viele Schweinehalter wollten nun ihre Betriebe für die Zukunft weiterentwickeln. Doch die Planungen haben einen erheblichen Dämpfer erhalten. Das Auftreten der Maul- und Klauenseuche direkt zu Jahresbeginn hat den Schweinehaltern buchstäblich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Hohe Marktrisiken, eine Vielzahl von Anforderungen und unlösbare Genehmigungshürden hemmen jegliche Betriebsentwicklung.
Im Rahmen der ISN-Mitgliederversammlung in Osnabrück ordnen ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes und ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die aktuelle Lage ein und stellen Forderungen an Politik und Wirtschaft.
Dr. Torsten Staack fasst die Lage zusammen: Die wirtschaftlichen Folgen im Zuge der Seuchenbekämpfung sind für Tierhalter extrem. Der Nachweis von Maul- und Klauenseuche (MKS) oder der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei einem einzigen Tier irgendwo in Deutschland hat unmittelbar erhebliche finanzielle Einbußen für alle Schweinehalter in ganz Deutschland zur Folge – und das über Monate!
Staack weiter: Die Schäden durch MKS-bedingte Notierungsrückgänge belaufen sich allein für die ersten drei Monate auf rund 100 Mio. Euro! Noch weitreichender sind die Folgen der ASP, die den deutschen Schweinehaltern bereits im fünften Jahr erheblich zusetzt. Schon Einzelfälle führen bei Schweinehaltern im Umfeld zu nachweisbaren existenziellen Schäden von teilweise mehreren hunderttausend Euro je Betrieb
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Heinrich Dierkes fordert deswegen ein schnelles und entschlossenes Handeln von der noch aktuellen und der zukünftigen Bundesregierung: Egal wer in Berlin zukünftig regiert, die Bundesregierung muss unmittelbar aktiv werden und die geltenden Vorgaben zur Seuchenbekämpfung schnellstmöglich anpassen – auch in Brüssel, denn von der EU kommt der überwiegende Anteil der Vorgaben.
Heinrich Dierkes nimmt aber auch die Abnehmer von Fleisch und Wurstwaren in die Pflicht: Alle Akteure in der gesamten Wertschöpfungskette Schwein, speziell der Lebensmitteleinzelhandel sowie der Gastro- und Außer-Haus-Bereich, müssen ihrer Verantwortung gerecht werden. Sie müssen das tadellose und vollkommen unbedenkliche Fleisch der Tiere aus Restriktionsgebieten vorbehaltlos abnehmen.
Hierzu ergänzt Staack: Die berechtigte Sorge der Betriebe vor den wirtschaftlichen Folgeschäden im Zuge der Seuchenbekämpfung, die zum finanziellen Aus führen können, hemmt jegliche Betriebsentwicklung.
Mit Blick auf alle anderen Themen wünscht sich ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes von einer neuen Bundesregierung vor allem eines: Die Kultur der Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft muss sich wieder ändern! Nur mit einem
echten Dialog mit der betroffenen Wirtschaft können Lösungen entwickelt werde, die in der Praxis auch realisierbar sind. Wir brauchen Augenmaß, Fachlichkeit und deutlich weniger Ideologie.