15.06.2018rss_feed

Top 4 der Schlachter – Ein erfolgreicher Pakt für den günstigen Schweineeinkauf

Die Schlachtunternehmen Tönnies, Vion, Westfleisch und Danish Crown bildeten in der vergangenen Schlachtwoche eine Einheit und zahlten einhellig einen Hauspreis von 1,44 €

Die Schlachtunternehmen Tönnies, Vion, Westfleisch und Danish Crown bildeten in der vergangenen Schlachtwoche eine Einheit und zahlten einhellig einen Hauspreis von 1,44 €

Nicht nur im Großen, sondern auch im beschaulichen Deutschland spielt sich aktuell ein Handelskrieg ab. Dabei handelt es sich nicht um einen US-Präsidenten gegen den Rest der Welt, sondern um die vier größten Schweineschlachtunternehmen im Kampf um den niedrigsten Einkaufspreis für den Rohstoff Schwein.

 

Übersichtliches Lebendangebot versus schwache Fleischgeschäfte

Immer wieder gab es im laufenden Kalenderjahr bereits Uneinigkeiten in Zusammenhang mit den Auszahlungspreisen für Schlachtschweine. Auf der einen Seite stand ein übersichtliches Lebendangebot mit überschaubaren Stückzahlen und auf der anderen Seite ein Fleischgeschäft, das hinter den Erwartungen zurückblieb.

 

Erfolgreicher Pakt für günstigen Rohstoff

In der vergangenen Schlachtwoche bildeten dann die Schlachtunternehmen Tönnies, Vion, Westfleisch und Danish Crown zuletzt eine Einheit und zahlten einhellig einen Hauspreis von 1,44 €, während die Notierung bei 1,47 € festgestellt worden war. Tönnies hatte vorgelegt und die anderen – wie angekündigt – nachgezogen. Damit standen mehr als 60 Prozent geballte Macht der Abnehmer gegen unzählige Einzelunternehmen. Die Notierung für Schlachtschweine war nicht zu halten und gab auf das Ausgangsniveau von 1,44 € nach, aus Erzeugersicht völlig unverständlich.

 

Verrückt: Preisrückgang und Vermarkter suchen Schlachtschweine

Parallel klingelten bei den Erzeugern die Telefone, die Vermarkter suchten nach Partien schlachtreifer Schweine, was sich auch im heutigen Auktionsergebnis zeigte. Die amtlichen Schlachtzahlen belegen die unterdurchschnittlichen Stückzahlen bei rückläufigen Schlachtgewichten. Zudem erreichte uns die Erfolgsmeldung zur Öffnung des mexikanischen Marktes für deutsches Schweinefleisch, die erste Lieferung aus dem Hause Tönnies sei bereits unterwegs. Wie passt das mit Hauspreisen zusammen?

Hauspreise sind nichts Neues

Unstimmigkeiten zwischen roter und grüner Seite mündeten einige Male in Hauspreisen, was auch in den Vorjahren bereits vorkam und insofern keine Neuerung darstellt. Allerdings wurde in der Vergangenheit auch gern im Vorfeld der Preisfeststellung von der roten Seite Druck ausgeübt, indem mal von dem einen, mal von dem anderen Unternehmen eine Marktmeinung und Preisforderung bekannt gegeben wurde.

 

Schweinepreis: Alles hört auf ein Kommando

Doch die Zeiten haben sich geändert. Zunehmend und bedauerlicherweise zeichnet sich ab, dass der Einfluss des Unternehmens Tönnies überhand nimmt. Inzwischen hört man schon standardmäßig von den Mitbewerbern, man warte auf die Reaktion aus Rheda-Wiedenbrück ab und treffe erst dann Entscheidungen. Vereinfacht gesagt: Akzeptiert Tönnies die Notierung nicht und zahlt einen Hauspreis, schließen sich andere an. Sogar die genossenschaftliche Westfleisch will keinesfalls im Abseits agieren und ist mit dabei. Und: Macht Tönnies keinen Hauspreis, lässt man hingegen besser die Finger davon. Einzig und allein die Vion hatte in diesem Jahr zwei preisliche Alleingänge zum Nachteil der Erzeuger versucht. Der letzte bewies sich letztlich als Fehlentscheidung und scheiterte ohne Rückendeckung aus Rheda kläglich.

Ob sich die Notierung der VEZG für Schlachtschweine also durchsetzen kann, ist anscheinend maßgeblich von der Lebendviehversorgung der Tönniesstandorte abhängig!

 

Belastungsprobe für Mittelstand und Erzeugergemeinschaften

Bemerkenswert standhaft ist der Mittelstand und zeigt Unmut bezüglich der Handelspraktiken des Marktführers. Bei Hauspreisen bleibt der Mittelstand meist außen vor und hält sich im Umgang mit den Lieferanten an die getroffenen Vereinbarungen. Hauspreise der Marktführer stellen somit für die mittelständischen Schlachtunternehmen einen Wettbewerbsnachteil und eine enorme Belastungsprobe dar. Auch für die Erzeugergemeinschaften, die ungeachtet der Hauspreise auf Notierungsniveau zahlen, ist die Belastung enorm.

 

Und was können Schweinehalter nun tun?

Hauspreise werden (müssen) sich auch in Zukunft nicht verhindern lassen. Die Erzeuger müssen aber aufpassen, dass man ihnen nicht jetzt und in Zukunft die Butter vom Brot nimmt! Daher der Appell: Prüfen Sie, nicht nur jetzt, eine Vermarktung an den preistreuen Mittelstand. Aktuell versuchen Schlachtunternehmen, Mäster vertraglich an sich zu binden, beispielsweise im Hinblick auf Tierwohlschweine. Auch hier bleibt den Erzeugern einzig und allein die Möglichkeit, auf das richtige Pferd, sprich den richtigen Vermarktungsweg, zu setzen. Was helfen zunächst augenscheinlich gute Konditionen, wenn dadurch die Erzeugerpreisnotierung maßgeblich einbüßt.


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