Verantwortung übernehmen!
– Ein Kommentar von Kilian Henne, Junge ISN-Beraterteam, zur ARD-Reportage Deutschlands Ferkelfabriken
Kommentar zur Sendung ARD-exklusiv Deutschlands Ferkelfabriken
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Wir Tierhalter und unsere Mitarbeiter sind dafür verantwortlich, wie wir mit unseren Tieren umgehen. Die Reportage zeigt Aufnahmen aus Betrieben, bei denen sich die Tierhalter und Mitarbeiter dieser Verantwortung entzogen haben: Ferkel werden unsachgemäß getötet, in dem sie diese auf den Boden oder die Buchtenkante schlagen. Das ist schlicht und ergreifend verboten und genauso illegal, wie Ferkel lebendig in den Müll zu schmeißen.
Die gesetzlichen Vorgaben sind in Niedersachsen und NRW mittlerweile eindeutig: Das Niedersächsische Landwirtschaftsministerium hat ein Merkblatt zur Nottötung von Ferkeln unter 5 kg herausgegeben, in dem die sachgemäße Tötung von nicht überlebensfähigen Ferkeln beschrieben wird. Es ist die Aufgabe eines jeden Tierhalters, diese Vorgaben in seinem Betrieb und mit seinen Mitarbeitern umzusetzen.
Die Reportage kritisiert die Routine der Mitarbeiter beim Nottöten von Ferkeln und eine daraus resultierende Verrohung.
Allerdings ist gerade in der Tierhaltung Routine und Erfahrung wichtig, um nicht überlebensfähige(!) Ferkel frühzeitig zu erkennen und von ihrem Leiden zu erlösen. Das ist Tierschutz, zu dem jeder Tierhalter nach dem Tierschutzgesetz sogar verpflichtet ist!
Wenn jedoch durch Routine die Mitarbeiter die Tiere unsachgemäß oder fälschlicherweise töten, dann sind dafür Fehler in der Mitarbeiterführung durch den Tierhalter ursächlich, nicht aber die Haltungsbedingung der Tiere. Wie ein Ferkel gehalten wird, entscheidet nicht über dessen Behandlung durch die Mitarbeiter.
Die Tiere trügen die Konsequenzen des Fleischpreises im Supermarkt.
Dies stimmt insofern, als dass bei höheren Fleischpreisen auch höhere Tierschutzstandards bezahlt werden können. Allerdings entscheidet darüber, ob die Ferkel sachgemäß notgetötet werden, weder der Verkaufspreis im Supermarkt noch die Haltungsbedingungen, sondern die Betriebsleiterfähigkeit des einzelnen Tierhalters.
Im Bericht wird behauptet, dass Ferkel getötet würden, weil deren Aufzucht unrentabel sei.
Das ist verboten und der Bericht kann diese waghalsige Unterstellung nicht belegen. Denn zum großen Teil waren die gezeigten toten Ferkel nicht überlebensfähig oder sind eines anderen Todes gestorben als durch eine Nottötung durch den Tierhalter oder Mitarbeiter. Dass Ferkel krank werden können oder nicht überlebensfähig sind, ist unabhängig von den Haltungsbedingungen.
Die beiden Tierschutzaktivisten im Film fordern eine öffentliche Diskussion über die Produktionsmethoden.
Dies ist jedoch schon in vollem Gange. Der Verbraucher fordert zunehmend Informationen über seine Lebensmittel ein. Das ist gut, denn es führt zu einer gesteigerten Wertschätzung von Lebensmitteln.
Nicht die Haltungsbedingungen sind die Ursache für das skandalöse Verhalten der Mitarbeiter in dem Bericht, sondern das fehlende Verantwortungsgefühl der Betriebsleiter und Mitarbeiter gegenüber den Ferkeln in den gefilmten Betrieben. Das individuelle Verhalten dieser Personen muss kontrolliert und gegebenenfalls sanktioniert werden!
Eine Änderung der Haltungsbedingungen für eine sachgemäße Nottötung von Ferkeln, wie in dem Bericht gefordert, verbessert nichts, schon gar nicht den Tierschutz. Für das Wohl der Tiere sind weniger die Haltungsbedingungen sondern vielmehr wir Tierhalter und unsere Mitarbeiter verantwortlich!