28.06.2013rss_feed

Verband deutscher Viehvermarkter – Teil 2: Transparenz auf Viehhändlerart

Hubert Westendorf beim Anzeichnen von Schlachtschweinen

Die Gerüchteküche wusste es schon länger, jetzt wurde es umgesetzt: Der Verband Deutscher Viehvermarkter (VDV) veröffentlicht seit gestern auch eine Preisprognose für Schlachtschweine.

 

Jeweils donnerstags und damit einen Tag nach der Auktion der Internet Schweinebörse sowie einen Tag vor der Veröffentlichung der Preisempfehlung der Erzeugergemeinschaften, will der VDV seine Preisvorstellung kundtun. Zu Beginn des Jahres hatten einige Viehhändler den VDV gegründet, nach eigenen Aussagen mit dem Ziel, die Interessen des Viehhandels besser zu vertreten und für mehr Transparenz am Markt zu sorgen.

 

Transparenz ade!

Beim VDV-Schlachtsauenpreis hat sich in Bezug auf die Transparenz rückblickend jedoch nach Analysen der ISN genau das Gegenteil bewahrheitet. Regelmäßig lag demnach die Differenz zwischen dem VDV-Preis und dem tatsächlichen Auszahlungspreis der Schlachtunternehmen an die Händler bei 18 bis 19 Cent. Das entspricht einer theoretischen Handelsspanne von etwa 33 € je durchschnittlicher Schlachtsau. Hinzu kommen die Vorkosten, die den allermeisten Landwirten ja paradoxerweise zusätzlich zum Ab-Hof-Preis in Rechnung gestellt werden. Mehr Transparenz? Fehlanzeige! Tatsächliche Marktbedingungen reflektieren? Fehlanzeige!

 

Nebelmaschine zur Preisprognose

Scheinbar soll diese buchstäbliche Nebelmaschine jetzt auch bei der neuen Preisprognose für Schlachtschweine eingesetzt werden! Was haben Viehhändler davon, sich vom bestehenden Leitpreis abzukoppeln? Die Antwort auf diese Frage haben Vertreter der Führungsriege des VDV dem Vernehmen nach in Anwerbegesprächen für neue Mitglieder klar beschrieben. Wie man uns berichtet hat, versucht man in diesen Gesprächen damit zu locken, dass es keine Hauspreise von Seiten gewisser Schlachtbetriebe geben werde, soweit die VdV-Preisprognose maßgebend sei. Hört hört!

 

Schlachtsauennotierung bereits vernebelt?!

Wie das gehen soll, macht ein Blick auf die Preisprognose zum Schlachtsauenmarkt des VDV deutlich. Hier wurde von Beginn an quasi der Hauspreis der Firma Tönnies gemeldet. Auch die Westfleisch hatte nach dem Start des VDV-Sauenpreises sehr schnell ihre Veröffentlichung eines eigenen Sauenpreises im Internet eingestellt.

Die ISN hatte für ihr Marktfax am Mittwoch jeweils den Hauspreis bei der Firma Tönnies abgefragt. Feststellung nach 21 Notierungswochen: Fast immer stimmte dieser Preis mit dem VDV-Preis überein. Also ein verlockendes Angebot für den Viehhandel, Hauspreiswochen machen immer Ärger und kosten im Zweifel Geld und das nur, weil die Bauern einen möglichst guten Schweinepreis haben möchten.

 

Was ist davon zu halten?

Was ist also von der angekündigten Preisprognose des VDV für den Schlachtschweinemarkt zu halten? Sie wird auf jeden Fall die Preisfindung für die Vermarkter vereinfachen: Anrufe bei den Einkäufern der führenden Schlachtunternehmen erübrigen sich, die Markteinschätzung der Firmen kann man dann auf der Internetseite des VDV abrufen!

Der nächste Clou des VDV: Der Sauenpreis soll vom Schlachtschweinepreis abgeleitet werden. Hatte man sich jahrelang darüber aufgeregt, dass die Sauennotierung der VEZG am Donnerstag angeblich als Versuchsballon für die Schlachtschweinenotierung am Freitag missbraucht würde, soll nunmehr eine direkte Preisanbindung marktgerecht sein.

 

Pikante Randnotiz

Pikante Randnotiz: Zwar läuft das Verfahren noch, aber das Bundeskartellamt hat die Ablehnung der Firmenübernahme von Tummel durch die Firma Tönnies im Wesentlichen mit der Feststellung begründet, der Sauenmarkt sei getrennt vom Schlachtschweinemarkt zu betrachten. Insoweit sei eine marktbeherrschende Stellung gegeben, eine Übernahme durch Tönnies somit zu untersagen. Der VDV sieht diesen Sachverhalt scheinbar anders und will durch eine gekoppelte Sauen-Schlachtschweine-Preisprognose auch hier Nebel verbreiten.

 

Nutzen Sie bereits bewährte Preissysteme

Lassen Sie sich nicht von der Nebelmaschinerie des VDV irritieren! Die VDV-Preisprognose nützt eindeutig nur den im VDV organisierten Viehhändlern und nicht den Schweinehaltern. Nutzen Sie die bereits bewährten Preissysteme aus VEZG-Notierung und Internet Schweinebörse! Die VEZG notiert einen reelen Basispreis und wer ausprobieren will, was obendrauf möglich ist, kann in der Internet-Schweinebörse Schweine auch unabhängig von irgendwelchen Preisnotierungen oder Preisprognosen zu einem konkret festgelegten Preis verkaufen – ganz ohne Nebel!



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