Verbot von Antibiotika in landwirtschaftlicher Tierhaltung ist auch keine Lösung
Antibiotika sollten auch in Zukunft einen festen Platz in der Tierhaltung haben, um den Anforderungen des Tierschutzes gerecht zu werden; ein generelles Verbot ist nicht die Lösung.
Dieses Fazit haben die Teilnehmer der Fachtagung Antibiotika-Einsatz in der Landwirtschaft - Nutzen und Gefahren
gezogen, die am vergangenen Donnerstag von der R+V Versicherung in Wiesbaden veranstaltet wurde. Allerdings müsse über Instrumente wie das Monitoring der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) weiter daran gearbeitet werden, den Einsatz dieser Wirkstoffe zu verringern, berichtet Agra Europe.
Auf der Konferenz wurde betont, dass die Landwirte aufgefordert seien, in der öffentlichen Diskussion über die Minimierung der Antibiotikaverwendung in den Ställen sensibel zu reagieren, sachlich zu argumentieren und vorhandene Instrumente zu nutzen. Um die Wirksamkeit der Antibiotika zu bewahren, sollten diese nach Ansicht von Prof. Thomas Blaha von der Tierärztlichen Hochschule Hannover - ähnlich wie der Tierschutz - in ein öffentliches Schutzgut
überführt werden. Wenn man die Antibiotika ausschließlich dem Markt überlasse, werde sich an der gegenwärtigen Situation nicht viel ändern.
Tierarzt die falsche Adresse
Nach Blahas Worten sollte nicht nur über die Reduzierung der Menge an Antibiotika gesprochen werden, sondern auch über eine generelle Verbesserung der Tiergesundheit. Es sei nicht derjenige der Beste, der die meisten Antibiotika im Stall einsetze, sondern derjenige, der den gesündesten Bestand habe. Zu bedenken sei auch, dass beispielsweise in der Aufzucht von Schweinen vier- bis fünfmal mehr Antibiotika eingesetzt würden als in der Mast; hier müsse ein anderes Bewusstsein geschaffen werden.
Die Landwirtschaft sei derzeit immer noch dabei, die Tierhaltung im Sinne der Tierleistung und damit der Wettbewerbsfähigkeit der Bestände zu optimieren, sagte Blaha. Notwendig sei es hingegen, die Bestände im Sinne der Nachhaltigkeit mit den wichtigsten Elementen Tierwohl und Antbiotikaminimierung zu verbessern.
Die Tierärzte seien zwar nicht immer, aber in der Regel die falsche Adresse, wenn bei der Reduzierung Druck gemacht werde. Der erste bestimmende Faktor für die eingesetzte Antibiotikamenge sei letztlich der Landwirt. Als denkbares Instrument schlug Blaha vor, wie in Skandinavien und seit Kurzem in Frankreich über freiwillige Erklärungen
die Betriebe dazu zu bewegen, in der Nutztierhaltung die kritischen
Wirkstoffe nicht einzusetzen. Denkbar sei auch, Modelle wie Festpreise für Antibiotika durchzuspielen.
Weitere Meinungen
Für den Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tierzüchter (ADT), Dr. Hans-Peter Schons, ist der Zugang zu intelligenten, effektiven und auch alternativen Mitteln zur Behandlung von Tieren wichtiger als je zuvor. Zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes seien viele Wege möglich; hier dürfe die Politik nicht durch falsch gesetzte Vorgaben Lösungen verbauen.
Katrin Spemann erläuterte die Einzelheiten des QS-Antibiotikamonitorings. Sie stellte klar, dass es seitens ihrer Gesellschaft bei einer Verknüpfung mit einer staatlichen Datenbank grundsätzlich die Bereitschaft für eine Weitergabe erfasster Daten gebe, allerdings in aggregierter und anonymisierter Form. Eine doppelte Dateneingabe für Tierhalter und Tierärzte lehne QS jedoch ab.
Dr. Andreas Randt vom Tiergesundheitsdienst Bayern stellte klar, dass ein optimaler und intelligenter Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung weiter notwendig sei. Auch in Zukunft müssten die Tiere rechtzeitig und wirksam antibiotisch behandelt werden, so Agra Europe.