07.07.2021rss_feed

VEZG-Notierung unverändert bei 1,48 €/kg SG – ISN: Schluss mit der Preisdrückerei!

Druck durch Hauspreise: Zum vierten Mal in Folge steht die VEZG-Notierung nun bei 1,48 €/kg SG und muss ständig dagegen ankämpfen, nicht noch unter dieses bereits niedrige Niveau abzurutschen

Druck durch Hauspreise: Zum vierten Mal in Folge steht die VEZG-Notierung nun bei 1,48 €/kg SG und muss ständig dagegen ankämpfen, nicht noch unter dieses bereits niedrige Niveau abzurutschen

Die Notierung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) für Schlachtschweine wurde heute unverändert bei 1,48 €/kg SG belassen. Für Schweinehalter bedeuten diese Preise bei stark gestiegenen Kosten weiterhin enorme Verluste – sowohl für Mäster als auch für Ferkelerzeuger.

ISN: Immerhin konnte die VEZG bei der heutigen Preisfindung dem Druck der Schlachtunternehmen standhalten. Das ist lobenswert, aber trotzdem nur ein schwacher Trost, denn schon seit Monaten bewegt sich die gesamte deutsche Schweinehaltung tief in der Verlustzone. Mit ihren Hauspreisen haben die großen Schlachtunternehmen den Druck in den vergangenen Wochen erhöht. Diese Preisdrückerei muss sofort ein Ende haben. Und während die Schweinehalter um ihr berufliches Überleben kämpfen, fordern viele Lebensmitteleinzelhändler die Umstellung auf höhere Haltungsstufen. Von welchem Geld sollen denn die Investitionen bezahlt werden?

 

Seit Wochen ringen Erzeuger und Abnehmer um die Schlachtschweinepreise. Zum vierten Mal in Folge steht die VEZG-Notierung nun bei 1,48 €/kg SG und muss ständig dagegen ankämpfen, nicht noch unter dieses bereits niedrige Niveau abzurutschen, denn führende Schlachtunternehmen üben dauerhaft Druck aus, unter anderem indem sie Hauspreise für freie Schweine zahlen. Größtenteils können diese Hauspreise allerdings umgangen werden, weil sich das überschaubare Angebot an schlachtreifen Schweinen auch auf anderen Vermarktungswegen problemlos unterbringen lässt. Jeglicher Spielraum nach oben wird durch den Preisdruck aber im Keim erstickt. Dabei wäre eine deutliche Schweinepreiserhöhung dringend notwendig, denn die Schweinehalter befinden sich seit Monaten tief in der Verlustzone.

 

Schwacher EU-Fleischmarkt

Nach wie vor bereitet das umfangreiche Fleischangebot auf dem europäischen Binnenmarkt große Probleme. Weil die Importnachfrage Chinas nachgelassen hat, müssen exportorientierte Länder wie Spanien, aber auch die Niederlande und Dänemark die überschüssigen Mengen nun auf dem EU-Markt absetzen. Zwar sorgen Corona-Lockerungen für eine steigende Nachfrage im Außer-Haus-Bereich, teilweise herrscht auch passend zur Fußball-EM Grillwetter und das Schlachtschweineangebot ist derzeit sehr überschaubar. Dennoch reichen diese Faktoren nicht aus, um den schwachen Fleischmarkt zu kompensieren.

 

EU-Vergleich: Deutschland weiter am unteren Ende

Infolge des Drucks auf dem EU-Fleischmarkt gaben die Schweinepreisnotierungen in den übrigen EU-Ländern nach. Trotzdem befindet sich Deutschland weiterhin am unteren Ende des Vergleichs der korrigierten Schweinepreise. Der Abstand zu Spanien beträgt 50 Cent, zu Dänemark 20 Cent und zu Frankreich 18 Cent – das sind Welten.

 

Erhebliche Verluste für die deutschen Schweinehalter

Die anhaltenden Tiefpreise für Schlachtschweine treffen die deutschen Erzeuger besonders hart, weil die Kosten in der Schweinehaltung in den letzten Monaten drastisch angestiegen sind. Seit letztem Herbst sind die Futterkosten durchschnittlich um knapp ein Viertel gestiegen, auch die Kosten für Energie und Personal steigen stetig. Unter dem Strich bedeutet das einen Verlust von mehr als 30 Euro an jedem Schwein. Ebenso sind auch die Ferkelerzeuger betroffen. Die schwierige Situation am Schlachtschweinemarkt schmälert die Einstallungsbereitschaft der Mäster erheblich und infolgedessen gab auch die Ferkelnotierung auf mittlerweile 42,00 € nach. Auf diesem Niveau ist auch keine kostendeckende Ferkelerzeugung möglich.

 

Die ISN meint:

Immerhin konnte die VEZG bei der heutigen Preisfindung dem Druck der Schlachtunternehmen standhalten. Das ist lobenswert, aber trotzdem nur ein schwacher Trost, denn schon seit Monaten bewegt sich die gesamte deutsche Schweinehaltung tief in der Verlustzone. Vielen Betrieben ist bereits die Luft ausgegangen und der Druck auf die übrigen wird immer größer. Aktuell drängen die führenden Schlachtunternehmen mit ihrer rücksichtslosen Hauspreispolitik noch mehr Betriebe in die Enge. Aus Sicht der von ISW-Geschäftsführer Matthias Quaing ist die aktuelle Preispolitik der abnehmenden Seite beschämend: Der massive Druck der führenden Schlachtunternehmen ist völlig fehl am Platze! Am Lebendmarkt zeigt sich, dass sich die Tiere reibungslos vermarkten lassen. Kaum jemand musste tatsächlich zu Hauspreisen verkaufen. Und aus dem Fleischverkauf hören wir, dass Preisabsenkungen für Schlachtschweine einfach komplett durchgereicht würden. Diese Preisdrückerei muss endlich ein Ende haben! Das Preisniveau liegt schon jetzt für alle Schweinehalter weit unter der Schmerzgrenze. Wir liefern schließlich ein wertvolles Erzeugnis Schwein ab – und dieser Wert kann nicht bei 1,48 €/kg SG liegen.

Und während die Schweinehalter um ihr berufliches Überleben kämpfen, fordern viele Lebensmitteleinzelhändler die Umstellung auf höhere Haltungsstufen. Die Investitionen dafür müssen die Schweinehalter tätigen. Aber von welchem Geld?

Selbst wenn jemand die Investition tätigen könnte, fiele es momentan schwer zu glauben, dass sich die Investitionen am Ende auch auszahlen. Die aktuelle Situation schafft nicht gerade Vertrauen, dass das Fleisch von Schweinen der Haltungsstufe 3 oder 4 am Ende entsprechend ins Geld gebracht werden kann. Erst wenn wir auskömmliche Preise für die Haltungsstufen 1 und 2 haben, kann man über eine Zukunft mit den Haltungsformen 3 und 4 weiterdiskutieren.

 


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