Viehzählungsergebnisse einzelner Bundesländer – Rückgänge auf sehr hohem Niveau
Nach Niedersachsen haben nun auch Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen ihre vorläufigen Ergebnisse der November-Viehzählung veröffentlicht und geben eine kleinen Vorgeschmack auf die Daten des Statischen Bundesamtes für ganz Deutschland, die turnusgemäß Ende Dezember veröffentlicht werden. Die Zahl der Schweinebestände und schweinehaltenden Betriebe sank in allen Bundesländern auf einem sehr hohen Niveau. Die Multikrise der vergangenen zweieinhalb Jahre und die damit verbundenen lang anhaltenden hohen finanziellen Verluste in der Schweinehaltung sowie die mangelnde Planungssicherheit seitens der Politik haben viele Betriebe dazu gezwungen, auszusteigen.
Schweinebestand in Baden-Württemberg am 3. November 2022 nach Kategorien ©Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2022
Baden-Württemberg – einschneidende Rückgänge bei Sauen
In Baden-Württembergs Ställen wurden zum Stichtag 3. November 2022 nur noch knapp über 1,3 Millionen Schweine gezählt und somit etwa 161.700 Schweine weniger seit der letzten Novembererhebung. Mit nur noch 1.600 schweinehaltenden Betriebe im Land, ist hier eine ähnlich starke Abnahme (−12 %) zu verzeichnen. Der Bestand an Zuchtsauen lag zum Stichtag nur noch bei 102.800 Tieren und reduzierte sich damit zum Vorjahr um 17.900 (−15 %). Insbesondere große Betriebe ab einem Bestand von 250 Zuchtsauen bauten ihren Bestand überdurchschnittlich stark ab (−13.600 Tiere; −23 %). Seit letztem November ist der Mastschweinebestand um 91.000 (−15 %) auf 513.200 Tiere gesunken.
Schleswig-Holstein – Einbrüche im Sauen- und Mastschweinebestand
Im Vergleich zum November 2021 sank die Zahl der Betriebe in Schleswig-Holstein um 16,3 %von rund 650 Betrieben auf gut 550. Auch die Zahl der gehaltenen Schweine nahm in Jahresfrist um gut 179.200 auf rund 1,03 Mio. Tiere ab, was einem Minus von 14,8 % entspricht. Zuchtsauen- und Mastschweinebestände wurden deutlich um 16,5 %(minus 12.000 Tiere) bzw. 15,5 % (minus 91.800 Tiere) reduziert. Nach der Novembererhebung wurde 2022 demnach nur noch 69 % des Mastschweinebestandes und 59 % des Sauenbestandes von vor zehn Jahren erreicht.
NRW – Stärkster Rückgang bei Mastschweinen
Am 3. November 2022 wurden in den nordrhein-westfälischen Betrieben mit Schweinehaltung 5,78 Millionen Schweine gehalten und damit 5,0 % weniger als im Mai 2022 (damals: 6,1 Millionen Schweine). Für Mastschweine mit einem Gewicht zwischen 50 und 80 Kilogramm wurde ein Bestandsrückgang von 13,3 % auf 1,16 Millionen Tiere ermittelt. Insgesamt sank die Zahl der Mastschweine um 6,6 % auf 2,76 Millionen Tiere. Rückgänge gab es auch bei Ferkeln (auf 1,63 Millionen; −8,6 %) und bei Zuchtsauen (auf 332.700 Tiere; −4,4 %). Der Bestand von Jungschweinen stieg dagegen um 6,2 % auf 1,06 Millionen Tiere.
Die ISN meint:
Den dramatischen Ausstieg der Schweine haltenden Betriebe in Deutschland haben wir bereits in Zusammenhang mit den niedersächsischen Zahlen kommentiert – für die ähnlich deutliche Entwicklung in den anderen Bundesländern gilt die gleiche Einschätzung. Zusammengefasst: Um die Ausstiegswelle zu bremsen, braucht es zu allererst natürlich wieder auskömmliche Ferkel- und Mastschweinepreise. Ganz besonders aber wieder eine verlässliche Politik, die nicht nur die Reduzierung der Tierhaltung hierzulande zum Ziel hat, sondern endlich wieder Planungssicherheit und Perspektive bringt
>> November-Viehzählung: 16 % weniger Sauen in Niedersachsen