Viehzählung: Schweinebestand in der EU insgesamt aufgestockt
Während die Schweinebestände in Deutschland seit geraumer Zeit rückläufig sind, haben sich die Bestände innerhalb der EU nach den Ergebnissen der Frühsommererhebung im Vorjahresvergleich um 1,3 % erhöht, berichtet Agra Europe (AgE).
Ursächlich für den steigenden Trend in der EU ist die Entwicklung der Schweinebestände in Spanien, Dänemark, Polen und Italien, wo die Bestände spürbar ausgebaut wurden. In Deutschland setzte sich der eingeschlagene rückläufige Trend fort und die Schweineherde verkleinerte sich erneut um 1,8 %.
Die Schweinehalter in der Europäischen Union haben seit dem Frühsommer 2019 ihre Bestände aufgestockt, berichtet AgE und nimmt dabei Bezug auf die aktuellen, teilweise noch vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat). Die Zahlen beziehen sich auf die zwölf Mitgliedsstaaten Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Schweden und Spanien, in denen in den Monaten Mai und Juni eine Sommerzählung durchgeführt wird und die etwa 92 % des Gesamtschweinebestands der EU-27 ausmachen.
In diesen Mitgliedstaaten wurden im Mai/ Juni 2020 insgesamt rund 131,0 Mio. Schweine gehalten; das waren 1,63 Mio. Tiere bzw. 1,3 % mehr als bei der Vorjahreserhebung.
Zunahmen in fast allen Kategorien
In nahezu allen Tierkategorien hat es Bestandszuwächse gegeben. Bei den Ferkeln und Läufern bis 50 kg betrug der Anstieg im Vorjahresvergleich 0,7 % auf 68,33 Mio. Tiere. Die Zahl der mittlerweile bereits vermarkteten Mastschweine nahm mit 1,13 Mio. Stück bzw. 2,2 % auf 52,50 Mio. Tiere noch stärker zu. Mehrheitlich wurden auch die Sauenherden aufgestockt. Die Zahl der Muttertiere nahm innerhalb eines Jahres um 51.400 Schweine auf 10,06 Mio. Tiere zu, was einem Anstieg von 0,5 % entspricht, der vor allem auf die höhere Zahl nicht tragender Tiere zurückzuführen ist.
Bei den insgesamt 6,95 Mio. gedeckten Sauen war auffällig, dass der Anstieg bei den erstmals tragenden Tieren mit 1,9 % auf 1,26 Mio. Tiere überdurchschnittlich ausfiel. Bei den nicht belegten Zuchtsauen war der Zuwachs der Jungtiere mit 5,8 % auf fast 1,23 Mio. Tiere noch stärker ausgeprägt als in den anderen Tierklassen.
Spanien, Dänemark, Polen und Italien bauten Bestände spürbar aus
Für den Gesamtanstieg haben maßgeblich sechs EU-Staaten gesorgt, die ihre Schweinebestände im Vorjahresvergleich erhöht haben. Dies war insbesondere in Polen der Fall: hier wurde ein Zuwachs von gut 650.000 Tieren bzw. 6,0 % auf 11.43 Mio. Schweine verzeichnet, nachdem dort im Jahr 2019 die Bestände auf ein Mehrjahrestief gesunken waren. Kräftig ausgebaut haben auch die dänischen Erzeuger ihre Herden, und zwar um 611.0000 Tiere bzw. 4,9 % auf 13,16 Mio. Schweine. Der dänische Dachverband der Agrar- und Ernährungswirtschaft L&F weist allerdings darauf hin, dass die Corona-Pandemie das Ergebnis beeinflusst haben könnte, da die Schlachtbetriebe nicht alle Kapazitäten ausgenutzt hätten und es Vermarktungsschwierigkeiten gegeben habe, wodurch der Anstieg im Mastschweinebestand besonders hoch war.
Ähnliches dürfte wegen Corona-bedingt eingeschränkter nutzbarer Schlacht- und Zerlegekapazitäten auch in Italien gegolten haben. Dort nahm der Schweinebestand insgesamt um 3,1 % auf 8,91 Mio. Tiere zu.
In Spanien wurde wie bereits in den Vorjahren der Schweinebestand wieder aufgestockt. Der Gesamtbestand nahm im Mai 2020 gegenüber der Vorjahreserhebung um 911.000 Tiere bzw. 3,0 % auf die neue Rekordmarke von 31,37 Mio. Schweine zu. Im Ranking der Schweineerzeuger verdrängen sie damit seit dem ersten Halbjahr 2020 Deutschland mit 5,9 Mio. mehr Schweinen vom 1. Platz. Darüber hinaus wurde noch für Österreich ein Bestandsplus von 1,6 % auf fast 2,70 Mio. Tiere gemeldet; in Irland ging es um 1,0 % auf 1,63 Mio. Tiere nach oben.
In Deutschland verringerten sich Tierzahlen erneut
Einen gegenteiligen Trend erlebten Deutschland, Niederlande, Schweden, Rumänien, Belgien und Frankreich. Hier wurden im Frühsommer 2020 weniger Schweine als zwölf Monate zuvor eingestallt. In Deutschland wurden gegenüber Mai 2019 1,8 % weniger Tiere gehalten. Ähnlich stark schrumpfte relativ gesehen mit einem Minus von 1,5 % der Bestand in den Niederlanden. Dort gaben zahlreiche Betriebe im Rahmen der warmen Sanierung
die Schweinehaltung auf. Der deutlichste Abbau der Schweinebestände erfolgte jedoch mit 6,4 % in Schweden. In Rumänien nahm der Schweinebestand um 1,5 % ab, in Belgien um 0,4 % und in Frankreich um 0,2 %.
Weniger Schweine am Haken
Während der Schweinebestand insgesamt einen Anstieg verzeichnete, hat die Schweinefleischerzeugung in der Gemeinschaft im ersten Halbjahr dieses Jahres leicht abgenommen. Laut vorläufigen Daten kamen in den 27 EU-Mitgliedsstaaten, zzgl. des Vereinigten Königreichs, insgesamt 125,2 Mio. Schweine an den Haken; das waren gut 2 Mio. Tiere bzw. 1,6 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Begründet wird dies auch durch fehlende Schlachtkapazitäten und fehlendes Personal in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Die Schlachtgewichte lagen dabei meist über dem Vorjahresniveau, weshalb die Schweinefleischerzeugung nur um 0,8 % auf 11,78 Mio. Tonnen zurückging. Entgegen dieser Entwicklung bauten die Spanier ihre Produktion um 3,2 % deutlich aus.