Viehzählungsergebnisse Baden-Württemberg: Mastschweine-, Sauen- und Ferkelbestand ist dramatisch gesunken
Der Schweinebestand in Baden-Württemberg erreicht zum Jahresende seinen Tiefpunkt und gibt schon einen Vorgeschmack auf die sinkenden Zahlen, die bundesweit zu erwarten sind. Am stärksten wurde der Bestand an Ferkeln reduziert, der binnen Jahresfrist um 18,6 % gesunken ist. Schwerwiegend ist auch der Rückgang des Sauenbestandes von über einem Zehntel. Ein ähnlich niedriger Stand war zuletzt Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu verzeichnen.
ISN: Auch wenn rückläufige Schweinebestände zu erwarten waren, so ist das Ausmaß doch äußerst erschreckend. Es ist zu befürchten, dass die Zahlen auch ein Vorbote auf die in den nächsten Tagen zu erwartenden Ergebnisse des Statistischen Bundesamt für ganz Deutschland sind. Die Krise am Schweinemarkt hat viele Schweinehalter dazu gezwungen, das Handtuch zu werfen aber besonders auch die Summe an Auflagen und der fehlende politische Rückhalt sowie die fehlende Perspektive haben viele Betriebe dazu getrieben, auszusteigen. Jetzt liegt es an der neuen Bundesregierung, schnellstmöglich Planungssicherheit und Perspektive zu schaffen, damit nicht noch mehr Betriebe wegbrechen.
Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilte, wurde zum Stichtag 3. November 2021 ein weiterer Tiefpunkt für den Schweinebestand im Bundesland festzustellen. Rund 1,46 Millionen Schweine wurden in den baden-württembergischen Ställen gezählt. Ein ähnlich niedriger Stand war zuletzt Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu verzeichnen.
Entwicklung der Schweinebestände in Baden-Württemberg ©Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2021
Rund 181.000 Schweine weniger als im November des Vorjahres
Im Vergleich zum Vorjahr, das von coronabedingten Absatzproblemen beeinflusst war, fällt der Rückgang besonders deutlich aus. Gegenüber November 2020 wurden rund 181.500 Schweine weniger gezählt, das entspricht einer Abnahme um 11,0 %. Am stärksten wurde der Bestand an Ferkeln reduziert: binnen Jahresfrist sank ihre Zahl um etwa 113.000 Tiere (−18,6 %) und lag damit zum Stichtag bei weniger als 500.000 Tieren. Die Zahl der Zuchtsauen bezifferte sich auf 120.900 Tiere, ein Rückgang innerhalb eines Jahres um ein gutes Zehntel (−10,2 %). Wenn auch geringer, so waren auch die Einbußen bei den Mastschweinen erheblich. Ihr Bestand lag Anfang November 2021 mit 596.900 Mastschweinen um −4,3 % unter dem vergleichbaren Bestand des Vorjahres.
Die ISN meint:
Auch wenn rückläufige Schweinebestände zu erwarten waren, so ist das Ausmaß doch äußerst erschreckend. Es ist zu befürchten, dass die Zahlen bereits ein Vorbote für die in den nächsten Tagen zu erwartenden Ergebnisse des Statistischen Bundesamt für ganz Deutschland sind. Die Krise am Schweinemarkt hat viele Schweinehalter dazu gezwungen, das Handtuch zu werfen aber auch die Summe an Auflagen und der fehlende politische Rückhalt haben viele Betriebe dazu getrieben, auszusteigen. Wenn die neue Bundesregierung jetzt nicht schnellstens reagiert und Planungssicherheit und Perspektive schafft, werden noch mehr Betriebe wegbrechen. Und hinter jedem aufgebendem Betrieb stehen persönliche Schicksale der Landwirte und ihrer Familien – das darf man nie vergessen!
Neben der kurzfristigen Überbrückungshilfe, brauchen die Schweinehalter dringend umsetzbare und auch finanziell auskömmliche Lösungen. Konkrete Konzepte liegen mit den Vorschlägen der Borchert-Kommission bereits auf dem Tisch. Die neue Bundesregierung muss an dieser Basis weiterarbeiten und zügig ein schlüssiges und für die Schweinehalter umsetzbares Gesamtkonzept auf den Weg bringen. Fatal wäre es, wenn die Bundesregierung nun wieder von vorne anfangen würde oder gar weitere Punkte im Ordnungsrecht aufsattelt. Dann werden nämlich immer noch mehr Schweinehalter aussteigen und die Erzeugung wandert noch stärker ins Ausland ab. Zudem würde die Bundesregierung dann ihr im Koalitionsvertrag fixiertes und richtiges Ziel der Einführung einer Haltungs- und Herkunftskennzeichnung in 2022 bereits heute absehbar nicht halten können – es wird also aller höchste Zeit, schnell zu handeln.