Viehzählungsergebnisse: Niedrigster Schweinebestand seit über 30 Jahren – Ausstiegswelle rollt weiter
Innerhalb des letzten Jahres ist die Anzahl der gehaltenen Schweine in Deutschland um 7,3 % zurückgegangen. ©ISN nach Destatis, Stand 03. Mai 2023
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen wieder einmal die Prognosen: der Schweinebestand in Deutschland erreicht einen neuen Tiefstwert und insbesondere die Zahl der schweinehaltenden Betriebe ist dramatisch gesunken. Zum Stichtag 03. Mai 2023 wurden insgesamt 20,7 Mio. Schweine gehalten, 7,3% weniger als noch vor einem Jahr. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe hat sich in den letzten 10 Jahren fast halbiert.
ISN: Die Ergebnisse sind erschreckend. Trotz inzwischen wieder erreichter Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung rast die Ausstiegswelle im dramatischen Tempo weiter. Ein weiterer Fingerzeig in Richtung Politik, schnellstmöglich Planungssicherheit und Perspektive zu schaffen.
7,3 % weniger Schweine als vor einem Jahr
Nach den heute vom Statistischen Bundesamt (Destatis) veröffentlichten vorläufigen Ergebnisse der Erhebung über die Schweinebestände wurden in Deutschland zum Stichtag 3. Mai 2023 20,7 Millionen Schweine gehalten. Somit ging der Schweinebestand gegenüber dem Stichtag 3. November 2022 um 3,1 % oder 651.800 Tiere zurück, gegenüber dem 3. Mai 2022 sank der Bestand um 7,3 % oder 1,62 Millionen Tiere. Im Zweijahresvergleich nahm der Bestand sogar um 16,1 % oder 3,99 Millionen Tiere ab. Damit setzt sich der rückläufige Trend in der Schweinehaltung weiter fort. Noch nie seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990 wurden in Deutschland weniger Schweine gehalten (1990: 30,8 Millionen Tiere).
In einem Jahr ist der Sauenbestand in Deutschland um 8,1 % gesunken. ©ISN nach Destatis, Stand 03. Mai 2023
Sauenbestand weiter eingebrochen
Für die einzelnen Tierkategorien der Schweinehaltung ergibt sich folgendes Bild: Zum Stichtag 3. Mai 2023 wurden in Deutschland 9,5 Millionen Mastschweine gehalten, das waren 1,7 % oder 169.00 Tiere weniger als ein halbes Jahr zuvor. Die Zahl der Ferkel ging noch deutlicher um 5,2 % oder 330.300 Tiere auf 6,0 Millionen zurück. Die Zahl der Jungschweine verringerte sich um 3,2 % oder 124.800 auf 3,7 Millionen Tiere. Die Zahl der Zuchtsauen verringerte sich im Vergleich zum November 2022 um 2 % beziehungsweise ca. 27.600 Sauen auf knapp 1,4 Millionen Tiere.
Die Ausstiegswelle in der deutschen Schweinehaltung rollt ungebremst weiter. ©ISN nach Destatis, Stand 03. Mai 2023
Zahl der schweinehaltenden Betriebe im Zehnjahresvergleich um 43,4 % gesunken
Neben den Beständen war auch die Zahl der schweinehaltenden Betriebe weiterhin rückläufig. Zum 3. Mai 2023 gab es 15.900 schweinehaltende Betriebe und damit 6,0 % oder 1.000 Betriebe weniger als noch am 3. November 2022. Gegenüber dem Vorjahr (3. Mai 2022) sank die Zahl der schweinehaltenden Betriebe um 10,8 % (-1.900 Betriebe) und im Zweijahresvergleich um 19,3 % (-3.800 Betriebe).
Auch der Zehnjahresvergleich zeigt die abnehmenden Tendenzen bei Betrieben und gehaltenen Schweinen: Die Zahl der Schweine sank seit 2013 um 25,2 % oder 7,0 Millionen Tiere, während die Zahl der Betriebe sogar um 43,4 % (-12.200 Betriebe) abnahm.
Die ISN meint:
Die Zahlen sind erschreckend. Trotz inzwischen wieder erreichter Wirtschaftlichkeit in der Schweinehaltung rast die Ausstiegswelle im dramatischen Tempo weiter. Hauptausstiegsursache ist die nach wie vor fehlende Planungssicherheit und Perspektive auf den Betrieben. Ein weiterer Fingerzeig in Richtung Politik, schnellstmöglich die notwendige Sicherheit zu schaffen.
Trotz der jüngsten Beschlüsse im Bundestag gibt es noch erheblichen Anpassungs- und insbesondere Abstimmungsbedarf. Von einem Gesamtkonzept und einer Perspektive für deutsche Schweinehalter sind wir weiterhin meilenweit entfernt. Die bundesweiten Ergebnisse zeigen einmal mehr, dass Eile geboten ist, um die Schweineerzeugung im eigenen Land zu halten und somit die Versorgung mit Schweinefleisch aus deutscher Erzeugung zu sichern. Je länger die aktuelle Phase des Stillstands anhält, desto mehr Tierhalter steigen aus
, ordnet ISN-Geschäftsführer Dr. Staack ein.
Anlässlich unserer Mitgliederversammlung vergangene Woche in Münster haben wir den Ernst der Lage, in der sich die Schweinehalter Deutschlands befinden, in einer vorgeschalteten Pressekonferenz deutlich gemacht. Unsere Forderungen an die Politik lesen Sie hier:
ISN-Pressegespräch: Fehlende Planungssicherheit lässt Ausstiegswelle weiter rollen