VW streicht die Currywurst – ISN: Greenwashing zu Lasten der Schweinehalter
VW will Fleisch aus dem Angebot seiner Hauptkantine in Wolfsburg verbannen und nutzt das Thema aus Sicht der ISN für politisches Greenwashing.
Es war ein Aufreger in den vergangenen Tagen in den Medien, als es sinngemäß hieß: VW streicht die Currywurst aus ihrem eigenen Kantinenangebot. Dabei ging es darum, dass VW das Betriebsrestaurant im Markenhochhaus in Wolfsburg komplett auf vegetarische und vegane Produkte umstellt und somit auch die bekannte VW-Currywurst aus dem dortigen Angebot genommen wird. Das Unternehmen begründet diesen Schritt damit, dass sich die Mitarbeiter mehr fleischfreie und rein pflanzliche Mahlzeiten gewünscht hätten. Laut Bericht der Wolfenbütteler Zeitung geht es bei der betroffenen Gastronomie um eine von insgesamt 48, die VW in Deutschland betreibt. Die VW-Currywurst wurde 1973 erstmals hergestellt. Mit 7 Mio. in der eigenen Metzgerei hergestellten und in 2019 verkauften Currywürsten weist der Autohersteller VW eine beachtliche Verkaufsmenge vor.
Thema für den VW-Chef
VW-Chef Herbert Diess hob die Umstellung hervor und gab dem Thema ein entsprechendes Gewicht in der Öffentlichkeit. Auf der Plattform LinkedIn
schrieb er laut Medienberichten Dieses Thema ist mir persönlich wirklich ein Anliegen: Das Essen in unseren VW-Kantinen. Es wird immer besser und gesünder!
Und weiter wird er zitiert: Unser Sternekoch will bis 2025 auch auf Fleisch aus Massentierhaltung verzichten – absolut richtig und wichtig!.
Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder hielt laut einem Spiegel-Bericht dagegen und bezeichnete die Currywurst gar als Kraftriegel für die Facharbeiterin und den Facharbeiter
und folgerte demnach auch der Plattform LinkedIin
weiter: Wenn ich noch im Aufsichtsrat von #VW säße, hätte es so etwas nicht gegeben.
Zur Erläuterung: Schröder war seinerzeit als Niedersächsischer Ministerpräsident Mitglied im Aufsichtsrat bei VW.
Die ISN meint:
Dass Verzicht auf Fleisch in der Kantine in Wolfsburg bei vielen Tierhaltern nicht auf Freude stößt, ist wohl wenig überraschend. Zumal die Schweinehalter momentan in einer Krise stecken und die Emotionen deshalb verständlicherweise hochkochen. Bei allem Ärger darf man nicht vergessen, dass es sich lediglich
um eine – wenn auch wichtige – Kantine handelt. Dennoch ist unsere Meinung dazu klar: Jeder sollte selbst wählen und bestimmen dürfen, was er isst und kein Mitarbeiter sollte bevormundet werden. Dass der Schritt auf Wunsch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt sein soll, ist wohl eher ein vorgeschobener Grund. Denn wenn tatsächlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wunsch nach einem größeren vegetarischem und veganem Angebot besteht, hätte man das Angebot zusätzlich zu den Fleischgerichten auch einfach erweitern können oder ein Teil des Angebots umstellen können. Wir vermuten die Treiber wohl eher in der Konzernspitze
, so der Eindruck des ISN-Vorsitzenden Heinrich Dierkes. Denn noch vor wenigen Jahren ist ein ähnliches Ansinnen zur Umstellung auf ein vegetarisches Angebot am Widerstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gescheitert, die auf die Currywurst nicht verzichten wollten
, so Dierkes weiter.
Uns ärgert besonders, dass VW-Chef Herbert Diess das Thema hochkocht und ihm durch seine Kommentierung entsprechendes Gewicht in der Öffentlichkeit gibt. Aus unserer Sicht ist dies ein Greenwashing, das der VW-Chef passend zum Bundestagswahlkampf hier auf Kosten der Tierhalter betreibt. VW hat aus unserer Sicht mehr als genug eigene Hausaufgaben in Sachen Nachhaltigkeit zu erledigen, da sollte man nicht mit dem Finger auf andere zeigen
, schimpft der ISN-Vorsitzende und erklärt abschließend: Wir Schweinehalter erleben aktuell eine existenziell schwierige Phase – da brauchen wir nicht auch noch solche Querschläger.