07.10.2020rss_feed

Zu Weihnachten über eine Million Schweine in der Warteschlange?

Schweinestau Zu Weihnachten

Corona-bedingt will der Landkreis Emsland den Weidemark-Schlachthof in Sögel ab Sonntag vorübergehend schließen. Auch die Schlachtungen am Vion-Standort in Emstek wurden deutlich reduziert. Deutschlandweit sind die Schlacht- und Zerlegekapazitäten stark eingeschränkt.
ISN: Der Schweinestau wächst dramatisch und bringt immer mehr Schweinehalter unverschuldet in eine existentielle Notlage. Inzwischen fehlen 100.000 Schweineschlachtungen in der Woche, nur um den Stau nicht weiter zu vergrößern. Dieser droht so bis Weihnachten auf weit über eine Million Schlachtschweine anzusteigen! Wie geht die Politik mit systemrelevanten Unternehmen um? Stopp! So darf es nicht weitergehen. Wird jetzt nicht schnell gegengesteuert, fahren die Schweinehalter geradewegs in eine Katastrophe!

Sögel soll vorübergehend geschlossen werden

Nun doch – Der Landkreis Emsland will den Weidemark-Schlachthof in Sögel wegen aktuell hoher Fallzahlen zunächst für die Dauer von 22 Tagen vorübergehend schließen. Laut Pressemeldung des Landkreises soll die Schlachtung am Freitag, 9. Oktober, und die Zerlegung am Sonntag, 11. Oktober, enden. Das Unternehmen will laut einem Sprecher die Verfügung und damit die Schließung noch auf dem Rechtsweg verhindern. Nach Angaben des Unternehmens könnten dort im Normalbetrieb ca. 15.000 bis 16.000 Schweine täglich geschlachtet werden. Aktuell läuft der Betrieb aber bereits stark reduziert.

Die vorübergehende Schließung wäre ein zusätzlicher schwerer Schlag in die Magengrube der Schweinehalter. Wir fordern den Landkreis auf, die Verfügung zurück zu nehmen und mindestsens den reduzierten und kontrollierten Schlachtbetrieb weiter aufrecht zu halten. Die Verfügung für drei Wochen anzusetzen, geht angesichts der jetzt schon existierenden Notlage der Schweinehalter überhaupt nicht, kommentiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die Situation in Sögel.

Zu Weihnachten weit über eine Million Schweine in der Warteschlange?

Eine weitere Hiobsbotschaft kam heute auch vom Vion-Schlachthof in Emstek. Nachdem dort bislang insgesamt 63 Personen positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, läuft auch dort der Schlacht- und Zerlegebetrieb deutlich reduziert. Mit der gänzlichen Einstellung der Schweineschlachtungen in Bochum und den weiterhin reduzierten Schlachtkapazitäten an anderen Schlachtstandorten ergibt sich in der Summe deutschlandweit nach den Kalkulationen der ISN eine Reduzierung der Kapazitäten von deutlich über 200.000 Schweineschlachtungen je Woche. Zwar finden bereits deutliche Anpassungsreaktionen bei den Erzeugern statt. So wurden nicht nur die Schlachttierimporte, sondern auch die Ferkelimporte sichtbar reduziert und auch ein deutlicher Anstieg bei den Sauenschlachtungen zeigt, dass bereits eine Reihe von Sauenhaltern den Betriebszweig aufgibt. Weniger Besamungen können sich am Markt aber ohnehin erst im kommenden Jahr auswirken. In der Bilanz fehlen nun also wöchentlich über 100.000 Schlachtungen, die jede Woche zum aktuellen Überhang von 300.000 bis 400.000 Schweinen hinzukommen. Das heißt, wenn es nicht schnell wieder zu einer Ausweitung der Schlacht- und Zerlegekapazitäten kommt, stehen zu Weihnachten weit über eine Million Schweine in den Ställen, die dann eigentlich schon geschlachtet sein müssten und die den Platz für heranwachsende Schweine blockieren.

Die ISN meint:

Neben den Schweinemästern trifft es auch die Ferkelerzeuger hart, weil sie ihre Ferkel derzeit häufig nur sehr verzögert an die Mäster vermarkten können. Teilweise sind die normalen Verkaufsgewichte der Ferkel bereits weit überschritten. Ferkel werden aber nun einmal weiter geboren und wachsen heran, das wird sich auch von jetzt auf gleich nicht ändern lassen. Die Schweinehalter erleben gerade eine absolute Notsituation für die sie schlicht und einfach nichts können! Die Lage ist jetzt schon äußerst angespannt, weitere Schlachthofschließungen müssen daher unbedingt verhindert werden. so Staack. Um in dieser verzwickten Situation nun schnell für eine Lösung zu sorgen, braucht es eine koordinierende Stelle mit den Beteiligten aus den Behörden und der Wirtschaft. Ob man diese nun Task Force, Krisenstab oder sonst wie nennt, ist völlig egal – Hauptsache, die Aktivitäten werden an einer Stelle zusammengeführt, damit man Maßnahmen einsetzt, die auch helfen. Gelingt es nicht, passgenau an den Stellschrauben zu drehen, steuern die Schweinehalter auf eine Katastrophe zu, denn die Lage für die Betriebe ist existenzbedrohend. Die Schweinehalter, die bereits seit dem Sommer in dieser unverschuldeten und sich verschärfenden Situation stecken, brauchen Hilfe – und zwar schnell! Und gerade weil die Lebensmittelerzeugung systemrelevant ist, haben wir einen deutlichen Notruf an die Landesregierungen abgesetzt, mahnt Staack.

 

Wir haben zu diesem Thema heute auch ein ISN-Kompakt mit weiteren Informationen verschickt. Falls Sie dieses digitale Informationsangebot für ISN-Mitglieder noch nicht erhalten, es aber gerne kostenfrei bestellen möchten, dann schicken Sie uns gerne eine E-Mail an: isn@schweine.net

 


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