Tierwohl-Stalltechnik AGILO: Wohngemeinschaft für Sauen- und Ferkel kommt gut an
Landwirt Florian Hoenmans-Leurs hält seine ferkelführenden Sauen in Gruppen; die Tierwohl-Stalltechnik stammt komplett aus dem Hause Big Dutchman. Was ihn bewogen hat, auf das innovative Abferkelsystem AGILO zu setzen, erzählt er in einem überaus informativen Interview.
Zum Video geht es hier entlang; wer das geschriebene Wort bevorzugt, liest einfach weiter!
Tierwohl | Wohngemeinschaft
Interview
Mein Name ist Florian Hoenmans-Leurs. Wir befinden uns hier auf dem Hoenmans-Hof am wunderschönen Niederrhein, wo ich gemeinsam mit meinem Vater einen Landwirtschaftsbetrieb betreibe mit Sauen im teilgeschlossenen System und Ackerbau.
Im Zuge unserer Stallbauplanungen, die vor etwa drei bis vier Jahren begonnen haben, habe ich mich intensiv mit Abferkelsystemen auseinandergesetzt.
Und ich kam dann zwangsläufig von der klassischen Bewegungsbucht immer mehr hin zum Gruppenbewegungsraum, dessen Vorteile mir dann im Laufe der Zeit immer mehr zugesagt haben und was mich dann am Ende des Tages auch dazu bewegt hat, mich für dieses System zu entscheiden.
Die grundlegende Besonderheit, die wir in unserem jetzigen Abferkelsystem haben, ist, dass wir von der klassischen Einzelhaltung von Sauen abgewichen sind hin zur Gruppenhaltung.
Sprich, die Sauen haben keinen klassischen Einzelstand mehr, in dem sie dann für die Säugezeit verweilen, sondern die Tiere laufen ab Tag x, bei uns ist es etwas der achte bis neunte Tag, in einer Gruppe von jeweils acht Sauen, wo viel Interaktion innerhalb der Gruppe stattfinden kann.
Bei der Umsetzung war mir sehr wichtig, vor allen Dingen Wert auf eine sehr robuste, einfache Stalltechnik zu legen, bei der ich viel Bedienerfreundlichkeit habe, wenig Teile, die kaputtgehen können, wenig Teile, die beweglich sind und gleichzeitig trotzdem maximale Bewegungsfreiheit und maximalen Komfort für die Tiere bieten.
Bei den täglichen Kontrollarbeiten im Abferkelstall ergibt sich vor allem die Herausforderung, dass nun die Tiere sich nicht mehr in den einzelnen Buchten befinden sondern alle Tiere durcheinander laufen. Das fordert mich als Betreiber bei der täglichen Kontrolle bei der Tierbeobachtung doch etwas heraus. Das dauert sicherlich die ein oder andere Minute länger.
Aber die Zeit nimmt man sich in dem System gerne. Die Interaktion zwischen den einzelnen Tieren zu beobachten macht Spaß und man sieht viele Situationen, die sich so in dem alten Abferkelsystem früher nicht ergeben haben.
Nach nunmehr zwei Jahren Erfahrung mit diesem System lassen sich einige Vorteile ganz klar hervorheben. Das ist vor allem die große Bewegungsfreiheit, die jeder einzelnen Sau zu Teil wird. Dadurch, dass wir diesen Gruppenbewegungsraum haben, kann jede Sau etwa eine Grundfläche von 30 m2 aufsuchen. Das fördert vor allem die Stoffwechselaktivität, fördert auch die Futteraufnahme und sorgt dafür, dass die Sauen bei uns in einer sehr guten Kondition bleiben und die Ferkel sehr gut Milch abnehmen können.
Ein weiterer Vorteil letzten Endes ist, dass die Ferkel schon bei uns ab dem 7. bis 8. Tag zusammen laufen und dadurch ihre Rangordnung schon deutlich vor dem Absetzzeitpunkt festgelegt haben. Das führt beim Absetzen zu keinerlei Beißereien und die Rangkämpfe fallen auch deutlich geringer aus.
Vor dem Hintergrund der freilaufenden Sauen könnte man annehmen, dass die Erdrückungsverluste der Ferkel in dem Gruppenbewegungsraum deutlich ansteigen. Das ist bei uns definitiv nicht der Fall. Die Erfahrung hat nun gezeigt, dass wir konstant mit Saugferkelverlusten unter 10 Prozent bis zum Absetzen arbeiten können.
Mit der grundsätzlichen Entscheidung für das Gruppensäugen sind wir bisher sehr zufrieden und würden diese auch jederzeit wieder so treffen.
Wenn man einige Dinge ändern würde, sind das kleine bauliche Gegebenheiten, die bisher die Leistung aber nicht beeinflusst haben.
Fütterung
Um mögliche Leistungsschwankungen bei den Sauen – was die Ferkelmilch betrifft – ausgleichen zu können, haben wir uns im Zuge des Neubaus des Sauenstalls für die Culina-Flüssigfütterung entschieden. Diese hilft uns, vom Start weg dabei die Ferkel bestmöglich zu unterstützen und auch relativ früh an das getreidehaltige Absetzfutter heranzuführen, um den Zeitpunkt des Absetzens so schonend wie möglich zu machen.
Die Planung und Umsetzung der Inneneinrichtung mit Big Dutchman hat von Anfang an sehr sehr gut funktioniert. Wir hatten natürlich in der Coronazeit einige Problematiken und trotzdem war der Stall nach einem halben Jahr schlüsselfertig.
Um sich für die Zukunft alle Möglichkeiten offen zu halten und sich keine Perspektive zu verbauen, haben wir beim Stallbau darauf geachtet, dass alle Tiere die Möglichkeit haben zur Außenwand zu laufen. Und so lässt sich auch ein Außenklimareiz zukünftig immer noch realisieren.