Trockenfütterung und Flüssigfütterung in der Ferkelaufzucht - aktuelle Trends
Haltungsverfahren und Futter spielen eine wichtige Rolle in der Absetzphase. Allerdings sollten speziell auf die Ferkelfütterung zugeschnittene Fütterungstechniken und Managementstrategien zum Einsatz kommen. Moderne Fütterungssysteme übernehmen dabei eine wichtige Funktion: Sie helfen Landwirten, den durch das Absetzen entstehenden Stress sowie Verluste bei den Tageszunahmen besser zu kontrollieren.
Autoren: Dr. Anne Elkmann und Norbert Bärlein, Big Dutchman. Dieser Artikel wurde im Rahmen eines Fütterungsspezials in der renommierten englischsprachigen Fachzeitschrift Pig Progress veröffentlicht: Pig Progress Piglet Feeding Special 2011 (Vol. 27)
Trends in der Schweinehaltung
In den letzten Jahren haben sich einige Trends in der Ferkelaufzucht durchgesetzt, die auch einen Einfluss auf die Gestaltung von Fütterungstechnik und -management haben. Dazu gehören unter anderem:
- gruppenweises Absetzen der Ferkel mit daraus resultierenden größeren Tiergruppen,
- Unterbringung der Aufzuchtferkel in separaten Ställen, örtlich getrennt von der Sauenherde,
- kammartige Anordnung der Abteile und
- gestiegene Anforderungen an die Fütterungstechnik.
Eine gleichbleibend hohe Tierleistung ist nur möglich, wenn die Technik und das Management optimal auf die unterschiedlichen Wachstumsperioden der Tiere abgestimmt sind, so dass Landwirte bei Bedarf schnell reagieren können.
Drei Phasen in der Ferkelaufzucht
Es gibt in der Ferkelaufzucht drei Hauptphasen, die in der Fachliteratur immer wieder besonders hervorgehoben werden:
- die ersten zehn Tage nach dem Absetzen,
- Tag 11 nach dem Absetzen bis zu einem Lebendgewicht von etwa 16 kg sowie
- ab 16 kg Tiergewicht bis zum Ende der Ferkelaufzucht, etwa 28 bis 30 kg Lebendgewicht
Die ersten Tage nach dem Absetzen stellen dabei für die Ferkel die kritischste Phase dar. Im Vordergrund steht die Umstellung von der hochverdaulichen, natürlichen Sauenmilch auf künstlich hergestelltes Tierfutter. Dazu kommt auch noch, dass sich die Tiere mit einer für sie neuen Umgebung und unbekannten Gruppenmitgliedern auseinandersetzen müssen. Da zu diesem Zeitpunkt das Verdauungs- und Immunsystem der Tiere noch nicht vollständig ausgebildet ist, ist die Gefahr von Durchfallerkrankungen sehr hoch. Eine vorbeugende Maßnahme gegen Durchfall ist die rationierte Fütterung kleiner Futterportionen mit hochverdaulichen Nährstoffen. Desweiteren sollten die Ferkel möglichst zügig aber dennoch schleichend an das neue Futter gewöhnt werden, damit der unvermeidliche Wachstumsknick
nach dem Absetzen minimiert wird.
Flüssigfütterung in der Ferkelaufzucht – optimale Futterkonsistenz
Dies kann durch den Einsatz einer Flüssigfütterung gelingen, da sie mit einer ernährungsphysiologisch günstigen Futterkonsistenz - also flüssigem bis breiförmigem Futter - arbeitet.
Immer größere Bedeutung gewinnen vor diesem Hintergrund spezielle sensorgesteuerte Anlagen für die Flüssigfütterung von Ferkeln, bei der die einzelnen Futterchargen mit Druckluft zum Trog gefördert und restlos ausdosiert werden. Diese Anlagen gewährleisten in der Schweinehaltung eine sehr gute Fütterungshygiene. Darüber hinaus ermöglichen sie eine optimale Anpassung der Futterzusammensetzung und -temperatur an die Bedürfnisse der Ferkel.
Zeitlich synchrone Futteraufnahme in der Schweinehaltung
Um das Anpassen an die neue Situation (anderer Stall, anderes Klima, größere Tiergruppe, anderes Futter) zu unterstützen ist ein zeitlich synchrones Fressen entsprechend dem arttypischen Futteraufnahmeverhalten von Ferkeln erforderlich. Das wird mit einem Tier-/Fressplatzverhältnis von 1 zu 1 perfekt erreicht. Die Futtermengen können somit schnell gesteigert werden, bis nach ca. zehn Tagen eine Ad-libitum-Fütterung erreicht wird. Die Vorlage von warmem Futter hat sich wegen der höheren Akzeptanz bei den Ferkeln bewährt. Das Futter ist schmackhafter und für die empfindlichen Tiere bekömmlicher. Außerdem kann es aufgrund der höheren Temperatur besser verwertet und in Wachstum umgesetzt werden.
In der Ad libitum-Phase wird die Futteraufnahme durch häufigeres Vorlegen von kleinen, frischen Futterportionen gesteigert. Dabei darf die Fressplatzhygiene jedoch nicht vernachlässigt werden! Futterpausen in den natürlichen Ruhephasen mittags und nachts bewirken, dass die Tröge leergefressen werden.
Flüssigfütterung in Zeitblöcken
Ab einem Gewicht von circa 16 kg treten die Tiere in eine Phase ein, in der sie sich den Fressplatz mit anderen Tieren teilen müssen. Das bedeutet für die Ferkel Rangkämpfe und eine erhöhte Stressbelastung. In diesem Alter ist das Sozialgefüge der Tiere aber schon soweit ausgeprägt, dass sich die Reihenfolge bei der Futteraufnahme entsprechend der Rangordnung schnell einstellt. Die ranghöheren Tiere fressen zuerst, danach die rangniedrigeren.
Aus Sicht der Fütterung sollte diese Phase durch eine Ad-libitum-Blockfütterung begleitet werden. Das bedeutet, dass die Tiere durch mehrere tägliche Fütterungsblöcke sattgefüttert werden. Innerhalb eines Futterblocks wird durch eine gestaffelte Futterabgabe auch den rangniedrigen Tieren die Möglichkeit zur ausreichenden Futteraufnahme gegeben. Bei der klassischen Ad libitum-Fütterung können die rangniedrigen Tiere erst zu einem späteren Zeitpunkt, also nachdem sich die ranghöheren Ferkel satt gefressen haben, mit der Futteraufnahme beginnen.
Hygiene in der Ferkelaufzucht
Der Hygienestatus im gesamten Aufzuchtstall - insbesondere bei der Futter- und Wasserversorgung - ist von größter Bedeutung. Eine Keimbelastung jeglicher Art muss unbedingt vermieden und in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden! Dabei gilt es, die gesamte Versorgungskette von der Lagerung der Rohkomponenten über die Zubereitung der Futtermischungen, gefolgt von den Transportwegen bis hin zu den Fressplätzen zu beachten! Wird der Hygiene bei der Flüssigfütterung zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt, kann es zur Entstehung von Biofilmen in Rohrleitungen kommen, die ein gutes Nährmedium für das Wachstum von unterschiedlichen Bakterien sind. Auch die Qualität des eingesetzten Wassers als eine der wichtigsten Komponenten in der Ferkelaufzucht sollte regelmäßig überprüft werden. Leider findet sie nur selten ausreichende Beachtung.
Trockenfütterung in der Schweinehaltung – einfache und hygienische Fütterungstechnik
In vielen Betrieben werden Absatzferkel heute noch trocken gefüttert. Insbesondere die einfache Technik der Trockenfütterung und die hygienische Förderung des Futters zum Trog werden dabei als positive Punkte genannt. Die Futterzuführung und die Fütterungstechnik an sich sind sehr einfach zu managen.
Bei der klassischen Trockenfütterung steht den Ferkeln das Futter dabei von Anfang an ad libitum und trocken zur Verfügung. Die Ferkel müssen das Futter allerdings viel mehr einspeicheln, so dass die Futteraufnahme länger andauert als bei breiförmigem oder flüssigem Futter. Es ist darauf zu achten, dass eine ausreichende Wasseraufnahme über leicht zugängliche Tränkestellen gewährleistet wird, da die Ferkel beim Fressen immer wieder zwischen dem Automaten und der Tränke wechseln. Ist es den Ferkeln nicht möglich ausreichend Wasser aufzunehmen, kann es zu sinkenden Futteraufnahmen kommen. Um das Risiko von Durchfällen zu minimieren, bieten viele Betriebe in den ersten Tagen Futter in zusätzlichen Futterstellen (z.B. Handfutterschalen) an. Damit soll der Übergang von der rationierten Milchaufnahme an der Sau zur Ad libitum-Fütterung am Automaten erleichtet werden.
Technische Anforderungen an die Trockenfütterung
Doch auch beim Thema Trockenfütterung sind die Ansprüche an die Fütterungstechnik im Hinblick auf die Leistung und Gesundheit der Tiere in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Futterkonsistenz im Trog, Futterzusammensetzung, Tier-/Fressplatzverhältnis und die Häufigkeit der Fütterung sind die wichtigen Parameter, die immer mehr Beachtung finden.
Als bessere Alternative zur klassischen Trockenfütterung hat sich vor diesem Hintergrund der Breiautomat mehr und mehr durchgesetzt. Dank der im Trog vorhandenen Tränken können sich die Tiere das trockene Futter selbst zu einem Futterbrei mischen. Dieses breiförmige Futter findet bei den Ferkeln eine deutlich höhere Akzeptanz, so dass die tägliche Futteraufnahme höher ist als bei der reinen Trockenfütterung. In unterschiedlichen Studien konnte belegt werden, dass die tägliche Zunahme so effektiv gesteigert wird. Der Betreuungsaufwand beim Breiautomaten ist allerdings etwas höher, da die Einstellung des Ausdosiersystems häufiger überprüft werden muss. Diese sollte so justiert sein, dass sich die Tiere nicht zu viel Futter auf einmal anfeuchten, weil es dann nicht sauber aufgefressen wird.
Häufige, kleinere Futtervorlagen können das Risiko von Durchfallerkrankungen reduzieren, da eine Überfüllung des Magen-Darm-Traktes vermieden wird. Durch moderne computergesteuerte Fütterungssysteme kann man diese Strategie jetzt auch in der Trockenfütterung realisieren.
Auch bei der Trockenfütterung ist die Qualität des eingesetzten Futtermittels enorm wichtig. In diesem Zusammenhang spielt neben Schmackhaftigkeit, Futterstruktur und der bedarfsgerechten Nähstoffzusammensetzung die Silohygiene eine große Rolle.
Zwei unterschiedliche Fütterungstechniken für die Trockenfütterung
Technisch gesehen sind zwei computergesteuerte Systeme für die Trockenfütterung zu unterscheiden - je nachdem, ob das Futter an den einzelnen Ventilen volumendosiert oder aber gewichtsdosiert ausgefüttert werden soll.
Bei der volumengesteuerten Futterdosierung ist kein Mischer erforderlich, da das Futter direkt im Förderrohr verschnitten wird. Im Futterbehälter unter jedem Silo befindet sich eine frequenzgesteuerte Schnecke, die - je nach Vorgabe - die einzelnen Futterkomponenten in entsprechender Menge in das Förderrohr dosiert. Hier vermischen sich die Komponenten zu der gewünschten Rezeptur, die dann ventilwiese ausdosiert wird. Die volumengesteuerte Futterdosierung ist ein einfaches und kostengünstiges Fütterungssystem. Es wird keine Verteileinheit und keine Futterküche benötigt. Ein Auslitern der einzelnen Komponenten genügt.
Eine computergesteuerte Trockenfütterung mit gewichtsgesteuerter Futterdosierung arbeitet mit einem gewogenen Mischer. Für jedes Ventil kann so eine individuelle Futterrezeptur hergestellt werden, und das bei sehr guter Mischqualität und Mischgenauigkeit. Außerdem läßt sich an jedem Ventil eine Multiphasenfütterung realisieren und optional kann man das Ganze sogar zu einer Sensorfütterung ausbauen. Dann befindet sich in jedem Futterbehälter ein Sensor, der dem Computer meldet, ob der Behälter zu Beginn der Fütterung leer ist.
Flüssigfütterung / Trockenfütterung in der Ferkelaufzucht: ein Fazit
Ob Trockenfütterung oder Flüssigfütterung: Beide Fütterungssysteme sind für den Einsatz in der Ferkelaufzucht geeignet. Ausschlaggebend bei der Wahl eines Fütterungssystems sind letztendlich die betrieblichen Gegebenheiten, die individuellen Ansprüche eines Schweinehalters sowie die vorgesehenen Futterkomponenten. Erfolgsentscheidend ist, dass die Fütterungstechnik genau auf den jeweiligen Betrieb abgestimmt ist.
Der Einsatz einer Flüssigfütterung erlaubt einen optimalen Übergang von der Sauenmilch zu künstlich hergestelltem Tierfutter.
Trockenfütterung in der Schweinehaltung – einfache und hygienische Fütterungstechnik
In der Ferkelaufzucht setzen sich zunehmend Breiautomaten durch.