Absatzimpulse für deutsches Schweinefleisch nötig – Führende Großhändler zeigen sich weiter dickfellig!
Aktuell werben u.a. Netto, Lidl und Aldi mit Fleisch deutscher Herkunft ©aktuelle Werbeprospekte Netto, Lidl, ALDI
Absatzimpulse für deutsches Schweinefleisch sind aufgrund der desaströsen Situation am Schweinemarkt wichtiger denn je. Zu diesem Punkt bestand gestern Einigkeit beim Branchengespräch. Kurzfristig muss der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) den Ball nun aufnehmen und den Absatz von deutschem Schweinefleisch in Deutschland durch Werbung ankurbeln. Während erste Lebensmitteleinzelhändler bereits zusätzliche Werbeaktionen auf den Weg bringen, ruht im Großhandel weiter still der See und Fleischimporte bleiben weiterhin im Verkauf. Die Ankündigungen einiger Bundesländer, das gesellschaftliche Leben und größere Veranstaltungen mittels verschiedener Maßnahmen, u.a. 2G-Konzepten, wieder anzuschieben, lassen die Hoffnung auf Marktimpulse zu.
Wer den Schweinehaltern in Deutschland helfen will, der sorgt nun für Absatz von deutschem Schweinefleisch – denn hier liegt der Schlüssel zu Bewältigung der Preiskrise. Breite Zustimmung für die Notwendigkeit, entsprechende Absatzimpulse durch Werbeaktionen mit einer Fokussierung auf deutsches Schweinefleisch gab es erfreulicherweise auch beim gestrigen BMEL-Branchengespräch. Oberstes Ziel muss es jetzt also sein, die großen Mengen in den Kühllägern abzubauen. Jetzt ist es wichtig, dass die Lebensmittelhändler massiv die absatzfördernde Werbung für deutsches Fleisch hochfahren. Einige Lebensmitteleinzelhändler haben dies im Nachgang des Branchengipfels gestern bereits angekündigt oder gehen schon in die verstärkte Werbung. Jetzt ist es wichtig, dass alle anderen Lebensmittelhändler nun schnell folgen – und zwar auf allen Absatzkanälen. Insbesondere der Großhandel bewegt sich hier noch unter dem Radar. Besonders ärgerlich ist es, wenn Unternehmen wie die Metro sich trotz massiver Kritik weiter dickfellig verhalten und weiter auf Importware aus anderen EU-Mitgliedsstaaten oder Drittländern wie Chile setzen. Auf Nachfrage lehnt man Angaben über die Verteilung der Herkünfte des verkauften Schweinefleisches ab, obwohl die dramatische Situation in der deutschen Schweinehaltung bekannt sein muss.
Großes Absatzpotenzial im Großhandel
Absatzfördernde Werbung bringt Absatzmenge – das ist schon oft eindrucksvoll bewiesen worden. Dabei geht es nicht um Ramschpreise, sondern um das gezielte Bewerben von Schweinefleisch aus deutscher Herkunft – möglichst im XXL-Format.
Doch wo ist das größte Potenzial? Zunächst einmal auf dem eigenen deutschen Markt. Im Jahr 2020 wurden ca. 1,6 Mio. t Schweinfleisch über den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verkauft. Davon waren ca. 450.000 t Frischfleisch und 1,15 Mio. t Verarbeitungsware zuzuordnen. Das entspricht etwa einem Drittel der gesamten Schweinefleischerzeugung in Deutschland. Verschiedene Lebensmitteleinzelhändler (LEH) gehen bereits mit guten Beispielen bei der Werbung mit deutschem Schweinefleisch – bestenfalls in Großpackungen – voran. Meist ist bei den Werbeaktionen das Frischfleisch im Blickpunkt – das ist gut so, aber ein Blick auf die Verteilung der Absatzwege zeigt, dass insbesondere auch Verarbeitungsware Verkaufspotenzial bringt. Wichtig ist also jetzt, dass auch die Verarbeitungsware (z.B. Wurst) in die Werbung für deutsches Schweinefleisch mit einbezogen wird, denn der Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie bei Frischfleisch!
betont ISN-Marktanalyst Klaus Kessing.
Bei den Absatzwegen ist aber auch im Großhandel und im Außer-Haus-Verzehr noch erhebliches Potenzial für deutsches Schweinefleisch. Insgesamt sind im Außer-Haus Bereich im letzten Jahr 1,9 Mio. t Schweinefleisch (entsprechend mehr als ein Drittel der deutschen Schweinefleischerzeugung) abgeflossen und auch hier zum größeren Teil als Verarbeitungsware. Gerade auch im Großhandel und im Außer-Haus-Verzehr muss es angesichts der Mengen Vorfahrt für deutsches Schweinefleisch geben. Wir fordern deshalb die Marktbeteiligten insbesondere auch im Großhandel auf, auch hier den Absatz von Schweinefleisch nun kurzfristig z.B. über zusätzliche Werbeaktionen für deutsches Schweinefleisch anzukurbeln
, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Absatzimpulse durch Lockerungen im gesellschaftlichen Leben?
Gerade Großmärkte stellen in puncto Absatz eine wichtige Stellschraube dar, wenn das gesellschaftliche Leben, der Veranstaltungsbereich und die Gastronomie wieder mehr Fahrt aufnehmen. Denn an dieser Stelle gibt es Hoffnung auf weitere Marktimpulse: Mehrere Bundesländer wollen das 2G-Optionsmodell einführen. Veranstalter und Gastrobetriebe können somit selbst entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene einlassen und somit wieder mehr Freiheit für die Gestaltung von Aktivitäten mit einer höheren Personenzahl und Angeboten in Innenräumen haben, oder sie weiter das 3G-Modell nutzen. Was man daran erkennt?
, so Dr. Torsten Staack: Das ist der breite Wille in den Bundesländern, wieder mehr in der Gastronomie, bei Kultur- und Sportveranstaltungen möglich zu machen. Und das ist auch ein gutes Signal für den Schweinefleischabsatz. Umso wichtiger ist es, dass dann auch das Schweinefleisch aus Deutschland Vorfahrt bekommt.
Die ISN meint:
Die verkauften Mengen in den verschiedenen Absatzkanälen zeigen deutlich, wo noch Potenzial für deutsches Schweinefleisch ist, welches wir in dieser aktuellen Notsituation unbedingt nutzen müssen – beim Frischfleisch im LEH, aber ganz besonders auch bei der Verarbeitungsware und im Großhandel. Hierzu sind Werbeaktionen dringend notwendig. Es geht hierbei ausdrücklich nicht um Ramschpreise, denn Schweinefleisch darf auf Dauer nicht als Billigware verschleudert werden. Deshalb muss der Fokus besonders auf der Regionalität und der Herkunft Deutschland liegen. Aber Angebot und Nachfrage bestimmen bekanntermaßen den Preis. Das Angebot an Schweinen ist in Deutschland bereits deutlich reduziert worden – dahinter stehen erschreckend viele Betriebe, die bereits das Handtuch geworfen haben. Bis sich Angebotsreduzierungen in der Schweinehaltung bemerkbar machen, braucht es nahezu ein Jahr, denn so lange dauert es von der Besamung der Sau bis zur Schlachtung des Mastschweins. Damit sich der Preis in der aktuellen Notlage schnellstmöglich erholen kann, braucht es deshalb zwingend mehr Absatz und die Lagerbestände müssen runter! Wichtig ist es, nun diejenigen, die für Absatzimpulse von deutschem Schweinefleisch sorgen, darin zu bekräftigen und diejenigen, die sich hier offensichtlich zurückhalten, mit Nachdruck daran zu erinnern. Hier dürfen sich insbesondere einige Großhändler angesprochen fühlen, denn diese fliegen nach wie vor hinsichtlich der Absatzwerbung für deutsches Schweinefleisch weit unter dem Radar. Und nicht nur das: Besonders ärgerlich ist es, wenn Unternehmen wie die Metro sich trotz massiver Kritik weiter dickfellig verhalten und weiter auf Importware aus anderen EU-Mitgliedsstaaten oder Drittländern wie Chile setzen. Auf Nachfrage lehnt man Angaben über die Verteilung der Herkünfte des verkauften Schweinefleisches ab, obwohl die dramatische Situation in der deutschen Schweinehaltung bekannt sein muss.