ISN-Schlachthofranking 2014 - Teil 2: Schlachtbranche im Umbruch - Die Plätze 1-10
Importembargo, Mindestlohn und Tierwohl: Das waren die bestimmenden Themen des vergangenen Jahres. Die Unternehmen der Schlachtbranche haben sehr unterschiedlich auf die Herausforderungen reagiert. Die ISN - Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. hat sich bei den Top Ten umgehört und ihr bekanntes Schlachthof-Ranking veröffentlicht.
Die Analyse der Top 4 wurde bereits in einem ersten Teil veröffentlicht.
Jetzt folgt die Gesamtauswertung, die folgendes Bild zeigt: Während einige Unternehmen auch in schweren Zeiten investieren und wachsen konnten, stecken andere weiter in der Konsolidierung. Für sie geht es in erster Linie um Kosteneinsparungen, z.B. im Energieverbrauch. Für alle gilt jedoch: Nur wer trotz steigender Ansprüche sowohl auf den Inlands- als auch auf den Exportmärkten gut aufgestellt ist, ist auch zukünftig noch wettbewerbsfähig.
Top 3: Tönnies und Westfleisch wachsen, Vion auf Sparkurs
Der Marktanteil der drei größten Schweineschlachter Deutschlands lag auch im abgelaufenen Kalenderjahr konstant bei etwa 55 % aller Schlachtungen. Insbesondere der Branchenprimus Tönnies setzte den beeindruckenden Wachstumskurs fort. Erstmals in der Unternehmensgeschichte wurden über 17 Mio. Schweine geschlachtet, wovon 15,6 Mio. auf die drei deutschen Standorte entfielen. Weniger Schweine als noch im Jahr 2013 kamen bei Vion an den Haken. Hier sank die Zahl der Schlachtungen um etwa 500.000 Tiere auf 9,1 Mio. Schweine, unter anderen da die Standorte in Lingen, Weimar und Minden geschlossen wurden. Ein solides Jahresergebnis präsentierte die Westfleisch. Das genossenschaftliche Unternehmen aus Westfalen konnte die Anzahl der Schlachtungen mit 7,65 Mio. Schweinen um rund 3 % leicht steigern.
Zweikampf um Platz 4
In den vergangenen Jahren war der vierte Platz im ISN-Schlachthofranking fest an Danish Crown vergeben. Das ist auch in diesem Jahr so, jedoch ist der Vorsprung merklich geschrumpft. Bei Danish Crown im niedersächsischen Essen/Oldenburg kamen mit 2,60 Mio. etwa 5 % weniger Schweine an den Haken als noch im Vorjahr. Eine nicht unerhebliche Ursache dürfte in der Preispolitik des Unternehmens liegen. Mit 17 Wochen, in denen man von der Preisempfehlung der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) abgewichen ist, führt man zumindest das Hauspreisranking mit großem Vorsprung an. Noch einmal spürbar zulegen konnte die Firma Vogler mit den Standorten in Bremen, Laatzen und Luckau. Nach Unternehmensangaben wurden im vergangenen Jahr 2,45 Mio. Tiere geschlachtet, was einem Anstieg um etwa 7 % zum Vorjahr entspricht.
Platz 6-10: Wenig Bewegung
In der zweiten Hälfte der Rangliste gab es im vergangenen Jahr nur wenig Bewegung. Platz 6 konnte wie im Vorjahr die süddeutsche Müller-Gruppe mit 1,75 Mio. geschlachteten Schweinen behaupten. Das Unternehmen profitiert nach eigenen Angaben aktuell von der spürbar gestiegenen Nachfrage nach Fleisch aus regionaler Erzeugung. Auch Böseler Goldschmaus aus dem niedersächsischen Garrel konnte mit einer gesicherten regionalen Herkunft ihrer Tiere bei den Abnehmern im Lebensmittelhandel und der Industrie punkten und die Anzahl der Schlachtungen um annähernd 10 % auf 1,68 Mio. Schweine weiter steigern. Sowohl das Schlachtunternehmen Tummel aus Schöppingen (1,51 Mio.) als auch der BMR Schlachthof in Garrel (1,35 Mio.) konnten im abgelaufenen Jahr in etwa die Zahlen des Vorjahres erreichen. Nachdem das Kartellamt die Übernahme von Tummel durch Tönnies bereits 2011 untersagt hatte, wartet man hier weiterhin auf das endgültige Gerichtsurteil. Das Familienunternehmen Simon aus Wittlich konnte erstmals in der Unternehmensgeschichte die Marke von 1 Mio. Schweineschlachtungen überspringen. Durch die Auslagerung der Rinderschlachtungen an den Standort Prüm konnten die Kapazitäten in Wittlich für Schweineschlachtungen ausgeweitet werden.
Ohne Export keine Wertschöpfung
Der Wegfall des russischen Marktes hat die Fleischpreise in den Keller getrieben und hatte dadurch nicht nur für Schweinehalter schwerwiegende Folgen. Umso wichtiger ist es, dass die Politik die Branche noch intensiver dabei unterstützt, Absatzmärkte zu erschließen und zu halten. Nur wenn es möglich ist, die vielen verschiedenen Teilstücke dort zu vermarkten, wo die Nachfrage am größten ist, kann die bestmögliche Wertschöpfung erzielt werden
, so ISN-Marktexperte Matthias Quaing.
Neben der Exportförderung sieht er jedoch auch im eigenen Land große Herausforderungen. Die Geschwindigkeit, in der sich die stetig wachsenden gesellschaftlichen und gesetzlichen Anforderungen erhöhen, hat im vergangenen Jahr noch einmal rasant zugenommen. Die Schwierigkeit besteht jedoch darin, diesen Ansprüchen gerecht zu werden, ohne die internationale Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel zu setzen. Hier sitzen alle in einem Boot. Diese Aufgabe kann nur gelöst werden, wenn die gesamte Kette wie zuletzt bei der Initiative Tierwohl an einem Strang zieht
, mahnt Quaing.