Klöckner: Sauenhaltung in Deutschland soll Zukunft haben
Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat inzwischen ein Fazit nach dem runden Tisch zur Sauenhaltung am vergangenen Dienstag mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik gezogen. Fristverlängerung bei der Kastrationsfrage, angemessene Übergangszeiten bei den Kastenständen und Erleichterungen beim Baurecht sind Stichwörter in ihrer Pressemeldung, die zumindest aufhorchen lassen.
ISN: Die Worte der Ministerin machen deutlich, dass der ernst der Lage für die deutsche Sauenhaltung klar geworden ist. Jetzt ist es entscheidend, dass dem passenden Fazit auch schnell Taten folgen, die der Ferkelerzeugung wieder eine Perspektive geben.
Nur gemeinsam zu tragfähigen Lösungen
Die Bundeslandwirtschaftsministerin äußerte sich in einer Pressemeldung zum runden Tisch: Ich habe Politik und Wirtschaft an einen Tisch geholt, um gemeinsam über die Herausforderungen in der Sauenhaltung in Deutschland zu sprechen. Wir wollen, dass auch in Zukunft Ferkel in Deutschland produziert werden. Dafür brauchen wir gemeinsame und tragfähige Lösungen. … Die anstehenden Herausforderungen betreffen das Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration ab 1. Januar 2019 und die nach einem Gerichtsurteil erforderliche Neuregelung der Kastenstandhaltung. Diese können nur gemeinsam gemeistert werden.
Kastration: Fristverlängerung zur Weiterentwicklung nutzen
Weiter heißt es in der Pressemeldung zum Ende der betäubungslosen Kastration ab 2019: Die Umsetzung würde nach Aussagen der Branche den Strukturwandel zusätzlich forcieren. Eine Fristverlängerung durch Änderung des Tierschutzgesetzes, wie sie von einigen Bundesländern angestrebt wird, sollte nun genutzt werden, um mögliche Alternativen weiterzuentwickeln und in der Praxis zu verankern.
Angemessene Übergangsfristen – Baurecht prüfen
Beim Kastenstandhaltung von Sauen will Klöckner einen Verordnungsvorschlag vorlegen. Dieser sehe eine Neuregelung in Bezug auf das Deckzentrum vor, wie es auch eine ganz überwiegende Zahl der Bundesländer wünsche. Auch über den Abferkelbereich denke man nach. Dazu führt Klöckner weiter aus: Das Thema ist von zu großer Tierwohlrelevanz als dass wir auf halber Strecke stehenbleiben können. Damit wäre auch den Landwirten nicht gedient, die jetzt Planungssicherheit brauchen. Angemessene Übergangsfristen werden hier helfen, die Umsetzung in den einzelnen Betrieben realistisch zu gestalten." Umbaumaßnahmen, die für mehr Tierwohl im Stall sorgen, wolle man im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe (GAK) stärker fördern. Darüber hinaus sei das Baurecht zu überprüfen, bezüglich möglicher Erleichterungen bei Umbaumaßnahmen, die dem Tierwohl dienen, aber nicht zu einer Erhöhung der Tierzahl führen.
Die ISN meint:
Unsere Botschaft, dass es dramatisch um unsere deutsche Ferkelerzeugung steht, ist scheinbar angekommen. Die Ausführungen von Ministerin Julia Klöckner können weitestgehend unterstrichen werden. Worte allein helfen aber nicht – jetzt müssen Taten folgen. Wenn jetzt nicht ganz schnell für Lösungen, Planungssicherheit und Perspektive gesorgt wird, geht die deutsche Ferkelerzeugung in weiten Teilen für immer verloren. Genau das ist die Verantwortung der Politiker, die aktuell am Ruder sitzen. Was einmal gewesen ist und wer einmal was entschieden hat, ist kalter Kaffee und darf die längst überfälligen Entscheidungen nicht blockieren.