Runder Tisch zur Sauenhaltung - Dierkes: Konstruktiv, aber immer noch keine Lösungen
Die entscheidenden Wochen stehen bevor, um die lang ersehnten Antworten auf die drängenden Fragen der deutschen Ferkelerzeuger zu finden. Gestern hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) Vertreter aus Verbänden und Politik nach Bonn zu einem Runden Tisch eingeladen, um über die Zukunft der Sauenhaltung in Deutschland zu beraten. Konkrete Lösungsvorschläge liegen leider auch nach diesem Treffen nicht auf dem Tisch, sollen aber in weiteren Gesprächen erarbeitet werden.
ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes: Wir haben ein durchaus kontroverses, aber deutlich konstruktives Gespräch geführt. Leider noch ohne Lösungen. Aber es war nun hoffentlich der Auftakt den es brauchte, um bei den verschiedenen drängenden Themen voran zu kommen - denn die Zeit läuft uns davon!
Umfrageergebnisse angekommen
Auch in dieser Runde zeigt sich: Die dramatischen Ergebnisse unserer Umfrage zur Zukunft der Sauenhaltung sind in der Politik angekommen. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann, stellt fest: Der runde Tisch hat überdeutlich gezeigt: Frustration und Verunsicherung der Sauenhalter und Ferkelerzeuger in Deutschland sind groß. Mehr als die Hälfte dieser Betriebe denkt ans Aufgeben. Hauptgrund dafür ist die Sorge vor kostenintensiven Auflagen. Ein Strukturbruch droht. Das müssen wir verhindern.
Connemann: Politik in der Verantwortung
Connemann plädiert für praktikable Lösungen beim Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration, der Neuregelung der Kastenstandshaltung von Sauen, aber auch für die Genehmigung neuer Ställe, die den Betrieben Luft zum Atmen lassen
. Alle politischen Akteure tragen aus ihrer Sicht dafür Verantwortung, dass die deutschen Ferkelerzeuger eine wirtschaftliche Perspektive im europäischen Wettbewerb haben. Daher sei für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion klar, die Lösungen müssen von den Betrieben in der Praxis umgesetzt werden können, wirtschaftlich sein sowie Planungs- und Rechtssicherheit bieten.
Ferkelkastration: CDU/CSU für Übergangsfrist
Folgerichtig spricht sich ihr Fraktionskollege und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft, Albert Stegemann für den 4. Weg in der Kastrationsfrage aus. Insbesondere für kleinere und mittlere Betriebe wäre dies eine praxistaugliche weitere Alternative zur betäubungslosen Kastration, erklärt Stegemann. Sollte es nicht möglich sein, dafür zeitnah die rechtlichen Voraussetzungen zu schaffen, ist aus seiner Sicht eine angemessene Verlängerung der Übergangsfrist notwendig, um eine Abwanderung der Ferkelerzeugung aus Deutschland zu verhindern.
Die Tierschutzbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Susanne Mittag, sieht, dass die K-Fragen zeitnah geklärt werden müssen. Doch die Länge der Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration ist für sie aktuell keine Option: Man hatte bereits sechs Jahre Zeit. Die betäubungslose Kastration um weitere fünf Jahre zu verlängern ist einfach absurd und nicht zu vermitteln.
Beim Thema Kastenstand könne man über angemessene Übergangsfristen
sprechen.
Die ISN meint
Es war kein Gipfel und erst recht kein Gipfelsturm.Der große Wurf ist auch mit dem jüngsten Gespräch noch nicht erreicht. Dennoch: es war ein guter Auftakt- kontrovers aber letztlich konstruktiv. Und letzteres brauchen wir, um zu praktikablen Lösungen und zukunftsfähigen Entscheidungen zu kommen! Es ist nun egal welche Partei irgendwann etwas politisch entschieden hat, der einseitige Blick zurück und Schuldzuweisungen bringen nichts. Es liegt in der Verantwortung der Politiker, die nun am Ruder sitzen, auf der Basis der heutigen Faktenlage zu entscheiden. Wer sich nun den umsetzbaren Lösungen verweigert, muss sich demnächst als Totengräber der deutschen Ferkelerzeugung bezeichnen lassen!
Update: 31.08.2018
Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hat inzwischen ein Fazit nach dem runden Tisch zur Sauenhaltung am vergangenen Dienstag mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik gezogen:
Auch das Schlachtunternehmen Tönnies schlägt Alarm, dass die Zeit der betäubungslosen Ferkelkastration in Kürze ohne eine praktikable Handhabung abläuft: