Schweinestau: Vorsichtiger Optimismus, aber keine Entwarnung – Diskussion um Nothilfen
Noch keine Entwarnung: Der Abbau des mit 600.000 Schweinen riesigen Schweinestaus muss erst noch folgen
Endlich einmal eine positive Nachricht. In Sachen Schweinestau deutet sich eine Trendumkehr an. Die bislang noch Corona-bedingt in ihrer Auslastung stark eingeschränkten Schlachtbetriebe können ihre Schlachtzahlen nach und nach wieder erhöhen. So kann voraussichtlich zumindest das weitere Wachstum des Schweinestaus aufgehalten werden. Das bedeutet aber keineswegs Entwarnung: Der mit 600.000 Schweinen riesige Schweinestau ist weiterhin vorhanden. Für den Abbau müssen dringend weitere Schlachtkapazitäten realisiert werden!
Die Not der Schweinehalter ist weiterhin groß. Das heißt umso mehr: Jetzt nicht nachlassen, um den Schweinestau auch abzubauen!
Vorsichtiger Optimismus, aber längst keine Entwarnung
Die Situation am Schlachtschweinemarkt ist weiterhin dramatisch. Trotzdem kommt langsam vorsichtiger Optimismus auf, dass zumindest das Wachstum des Schweinestaus gestoppt werden kann. Aktuell fehlen nämlich noch wöchentlich 20.000 bis 40.000 Schlachtungen in Deutschland, damit der wachsende Überhang von aktuell ca. 600.000 Schlachtschweinen nicht noch größer wird. Mittlerweile zeigt sich, dass an den Corona-bedingt noch stark eingeschränkt arbeitenden Schlachtstandorten die Kapazitäten wieder etwas hochgefahren werden können. Auch am Tönnies-Standort in Rheda-Wiedenbrück zeigt man sich vorsichtig optimistisch, den neuen Zerlegebereich in Kürze endlich in Betrieb nehmen zu können und damit die Schlachtungen auch an diesem Standort wieder spürbar steigern zu können. Natürlich stimmt uns das positiv, wir haben in den vergangenen Wochen alles dafür getan, damit endlich Bewegung in die Sache kommt. Das ist alles gut, reicht aber längst noch nicht aus, um den Schweinestau aufzulösen
, so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack.
Bezirksregierung schiebt Verantwortung weg
Die massiven Einschränkungen des Schlachtbetriebes bei Tönnies in Rheda dauern nun schon über 20 Wochen an. Zu leiden haben darunter die Schweinehalter. Deshalb haben wir als ISN und natürlich auch zusammen mit dem WLV die Blockadehaltung der Behörden in Zusammenhang mit der Betriebsgenehmigung einer neuen Zerlegung in Rheda immer wieder stark kritisiert
, so Staack. Unterdessen hat die Bezirksregierung in Detmold diese von allen Seiten geäußerte Kritik von sich gewiesen und gegenüber top agrar erklärt, dass von Seiten der Bezirksregierung keine Betriebsgenehmigung vorliegen müsse und man für die Kontrolle der Einhaltung der arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben zuständig sei. Tönnies habe doch die Zerlegung längst starten können. Die Argumentation und das Schwarzer-Peter-Spiel der Bezirksregierung ist blanker Hohn.
, schimpft Staack. Und erläutert weiter: Die arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben waren in den vergangenen Monaten doch nun einmal immer in der zentrale Punkt, der hinsichtlich der Zuständigkeit wie eine heiße Kartoffel zwischen den Behörden und Ministerien hin und her geschoben wurde und so den Schlachtbetrieb unnötig lange behindert hat. Dass man nun dem Unternehmen die Schuld zuschiebt, ist schon zynisch. Oder will man von Seiten der Behörden bei der nächsten Kontrolle nur Gründe finden, um den Schlachtbetrieb wieder stillzulegen? Dann läuft das Fass definitiv über!
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der Ausbruch der ASP in Deutschland führten zu einem massiven Preisverfall am deutschen Schweinemarkt.
Längst nicht über dem Berg
Auch wenn sich eine Trendumkehr andeutet, sind wir längst nicht über den Berg!
so ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Die Schweinehalter bleiben in einer extremen Notsituation. Die Weihnachtsfeiertage mit stark eingeschränkter Schlachtkapazität stehen vor der Tür. Gerade deswegen darf man jetzt nicht nachlassen. Es ist nicht nur das Wachstum des Schweinestaus zu bremsen, man muss ihn auch komplett abbauen! Erst dann lässt sich neben dem Absatzproblem auch das massive Preisproblem lösen
. Derzeit fehlen den Ferkelerzeugern und Schweinemästern durch den massiven Preisrückgang infolge der Auswirkungen der Corona-Pandemie und des ASP-Ausbruchs aktuell ca. 50 € je Tier, allein um die Kosten zu decken.
Diskussion über Nothilfen
Vor dem Hintergrund der massiven und existenziellen finanziellen Einbußen in der Schweinehaltung und dem anhaltenden Schweinestau kommt daher auch immer stärker eine Diskussion um Nothilfen für die Tierhalter auf. Finanzielle Hilfspakete werden von der Politik aktuell in allen betroffenen Wirtschaftsbereichen – von der Luftfahrtindustrie bis zur Gastronomie – für die Betroffenen geschnürt und ausgeschüttet – für die stark gebeutelten Schweinehalter bislang jedoch nicht! Deshalb müssen Nothilfen zur Überbrückung der wirtschaftlichen Misere nun auch schnell für die Schweinehalter auf den Weg gebracht werden, um den unverschuldet in Schieflage geratenen landwirtschaftlichen Betrieben unbürokratisch zu helfen!