02.04.2015rss_feed

WWF-Studie will Halbierung des Fleischverbrauchs - Generalangriff auf die Tierhaltung

Fleischkonsum soll um die Hälfte reduziert werden - wenn es nach dem WWF geht

Fleischkonsum soll um die Hälfte reduziert werden - wenn es nach dem WWF geht

Die Umweltstiftung WWF hat gestern eine Studie mit dem bezeichnenden Titel Das große Fressen veröffentlicht. Darin fordern die Umweltschützer, den wöchentlichen Fleischverzehr auf 300 g pro Person zu reduzieren. Der WWF hat sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) an die Seite geholt, die aus gesundheitlichen Gründen für einen moderateren Fleischverzehr plädiert – und jetzt auch als Klimaretter fungiert.

 

Die Tierhaltung ist endgültig ins Fadenkreuz geraten: Ihr und damit vor allem kleinen und mittleren familiengeführten Veredlungsbetrieben den Garaus zu machen, schickt sich derzeit eine interessante Allianz aus Gesundheitsexperten, Klimaschützern, wissenschaftlichen Gutachtern und Politikern an. Es gilt den Fleischverzehr hierzulande zu reduzieren – dann lassen sich die Probleme von Welthunger und Klimawandel, Umweltzerstörung und Flächenverbrauch, Massentierhaltung und Strukturwandel allesamt lösen. Eine ökologische, sprich extensive Tierhaltung wird zum Patent erklärt: Was aus Prinzip schlecht ist, ist auch schlecht für die Welternährung und fürs Klima, was aus Prinzip gut ist, ist auch gut für unsere Umweltziele und für unsere Gesundheit sowieso. Einfaches Rezept: Der Verbraucher muss weniger Fleisch essen und insgesamt mehr bezahlen. Dann ist allen geholfen. Wie einfach und wie falsch!

 

Der WWF hat gestern, flankiert von einer unterstützenden Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), eine selbsterstellte ‚Studie‘ präsentiert, worin der (zu) hohe Fleischkonsum als Brandbeschleuniger für die globale Klimaveränderung bezeichnet wird. Ganz abgesehen davon, dass nicht ersichtlich wird, wie die Ergebnisse zustande kommen: Die Inhalte sind nicht neu. Bereits vor drei Jahren hat der WWF eine ähnliche Studie veröffentlicht. Ihr Titel damals lautete noch gemäßigter ‚Klimawandel auf dem Teller‘ und hat schon dazumal die Halbierung unseres Fleischkonsums gefordert; der wurde 2012 aber noch mit wünschenswerten 450 g in der Woche pro Person angegeben. Jetzt hat der WWF nachgelegt und sowohl Wortwahl als auch Forderungen verschärft. Es irritiert, dass die DGE sich einspannen lässt.

 

Die ISN meint

Die gesamtgesellschaftlichen Zeichen ermuntern die Umweltschützer. Alle Welt hierzulande spricht vom Fleischverzicht – es ist en vogue, sich dem anzuschließen. Zwar soll hier nicht einem hohen Fleischkonsum das Wort geredet werden, aber einer ausgewogenen menschlichen Ernährung. Die DGE als maßgebliche Institution spricht nach wie vor selbst von empfehlenswerten 300 bis 600 g Fleisch pro Woche. Was der WWF fordert, ist die DGE-Untergrenze.

Aber bislang will der Verbraucher in der Realität trotz gegenteiliger Absichtserklärungen nicht so recht mitziehen. Auch wenn der private Fleischkonsum in Deutschland tatsächlich rückläufig ist und laut Nationaler Verzehrstudie immer mehr Gemüse verzehrt wird, ist das offenbar nicht genug. Also wird dramatisiert.

 

Fakten nicht berücksichtigt

Die WWF-Studie lässt bei der Beurteilung der Klimawirkung durch Fleischverzehr und Tierhaltung wesentliche Fakten außer acht. Beispiel Flächenverbrauch durch Sojaanbau. Er wird zu 100 Prozent der Tierhaltung angelastet. Das ist nicht seriös, denn abgesehen davon, dass Deutschland überhaupt nur 11 Prozent der Futtermittel importiert, wird Soja vornehmlich zu Zwecken der Ölgewinnung auf traditionellen Flächen angebaut. Sojaextraktionsschrot entsteht als eiweißreiches, wertvolles Nebenprodukt zur Ergänzung von Futtern. Sojaeiweiß wird überdies zunehmend als Fleischersatz in einer fleischlosen menschlichen Ernährung eingesetzt.


Die WWF-Studie berücksichtigt außerdem nicht, dass der europäische Sojaverbrauch seit Jahren stagniert bzw. rückläufig ist, weil Sojaschrot zunehmend u.a. durch heimisches Rapsschrot ersetzt wird und neue Futterkonzepte mit proteinreduzierten Futtern und synthetischen Aminosäuren tier- und umweltschonend greifen. Je besser zum Beispiel die Futterverwertung, desto ressourcenschonender ist die Tierhaltung.

Bodenverhältnisse und Witterung lassen es zudem nicht zu, statt Futtermittel einfach Gemüse und Brotgetreide anzubauen. Das funktioniert bei uns nicht.


Die Initiative "Massentierhaltung aufgedeckt" entkräftet zahlreiche "Schein"-Argumente ebenfalls sehr schön auf Ihrer Homepage...

Wie das WWF-Konzept mit einer wachsenden Weltbevölkerung zusammenpassen soll, erklärt die Studie nicht. Professor Matin Quaim von der Uni Göttingen stellt in einem Szenario für 2050 fest, dass eine Reduktion des Fleischkonsums bei uns den globalen Nachfragetrend nicht umkehren wird und dass auch das Verbraucherverhalten nur bedingt politisch steuerbar ist.


Die Folgen der WWF-Forderungen sind gravierend. Denn eine hoch spezialisierte und leistungsfähige Veredlung hierzulande, die Tiere exakt nach Bedarf füttert, wird diffamiert und an die Wand geredet. Die Regale werden dadurch nicht leerer. Der Strukturwandel wird sich unweigerlich verschärfen. Wie soll ein mittlerer Familienbetrieb, der auf die Einkünfte aus der Tierhaltung angewiesen ist, dann künftig von seinem Acker leben? Übrig bleiben die ganz Großen – und die kriegt man dann auch noch klein.


Rückblende:

Eine Bevormundung kommt bei den deutschen Verbrauchern selten gut an. Die Grünen versuchten im Bundestagswahlkampf 2013 mit der Einführung eines Veggie-Days zu punkten…und scheiterten daran.


Diskussion um Veggie-Day stopft Sommerloch

Bündnis 90/Die Grünen: Bauernopfer für den Parteifrieden

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