Zwischenbilanz Schweinemarkt 2018: Von Ernüchterung bis Resignation
Die ersten Monate des Jahres 2018 verliefen für Ferkelerzeuger und Schweinemäster alles andere als erfreulich. Die Preise hinken weit hinter den Vorjahreswerten hinterher und gleichzeitig sehen sich die Betriebe mit vielen ungelösten Problemen konfrontiert, die alle in steigenden Kosten münden.
Weniger Schweine in Deutschland – Mehr in der EU
Die Schweinebestände in Deutschland sprechen eigentlich nicht als Argument für die derzeit schlechten Schweinepreise. Die jüngsten Viehzählungsergebnisse aus dem Mai 2018 zeigen mit 26,9 Mio. Tieren die niedrigsten Bestände in Deutschland seit 2010. Auch die Anzahl der Schlachtungen lag in den ersten sechs Monaten um gut 1% unter den Vorjahreszahlen. EU-weit zeigt sich jedoch ein anderes Bild. Auf europäischer Ebene ist das Angebot an Schlachtschweinen und damit auch an Schweinefleisch um knapp 3 % gestiegen. Tonangebend ist hier weiter Spanien mit imposanten Wachstumsraten. Mit einem Bestand von über 30 Mio. gehaltenen Schweinen hat man Deutschland als Land mit den höchsten Schweinebeständen längst überholt.
Deutsche Fleischmärkte im Nachfragetief
Ebenfalls negativ beeinflusst werden die Preise durch den sinkenden Schweinefleischverzehr in Deutschland. Laut Zahlen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nahm die Nachfrage privater Haushalte nach Schweinefleisch in den ersten Monaten des Jahres 2018 um über 2 % gegenüber 2017 ab. Damit setzt sich der kontinuierliche Trend des Nachfragerückgangs der deutschen Verbraucher fort. Wie groß der Rückgang mittlerweile ist, zeigen Zahlen der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI). Für 2011 wurde der Pro-Kopf-Verzehr von Schweinefleisch noch mit über 40 kg beziffert, für 2018 wird ein Wert von nur noch 35 kg erwartet. Das wäre ein Rückgang von über 12 % in nur sieben Jahren. Dabei ist den Verbrauchern nicht generell der Appetit auf Fleisch vergangenen, da der Verzehr Geflügel- und Rindfleisch im gleichen Zeitraum gestiegen ist.
Exportmärkte umkämpft
Die asiatischen Exportmärkte, die im Jahr 2016 und im ersten Halbjahr 2017 stark zur Entlastung der hiesigen Fleischmärkte beigetragen haben, stehen aktuell ebenfalls preislich unter Druck. Dazu zählt nicht nur der bedeutende Markt in China. In Korea beispielsweise sind die Exporterlöse für dort sehr gefragte Schweinebäuche in den vergangenen 12 Monaten um rund 50 Cent je kg gesunken. Dennoch konnten deutsche Ausfuhren nach Südkorea zuletzt deutlich zulegen.
Hauptgrund für die weltweit schwachen Preise sind die steigenden Schweinebestände, die stärker gewachsen sind als die Nachfrage. Von den weltweit zehn größten Erzeugerländern hat mit Deutschland nur ein einziges Land seine Produktion im Jahr 2017 verringert. Die übrigen Nationen, allen voran China und die USA haben die Bestände ausgeweitet.
Auswirkungen des Handelsstreits
Die weltweit angespannte Situation führt laut jüngsten Erhebungen über die Viehbestände bereits zu rückläufigen Tierzahlen. Insbesondere in China schrumpfen aufgrund der für Erzeuger katastrophalen Preise die Tierbestände wieder, zumal jetzt auch noch die Produktionskosten der chinesischen Farmer durch die Zusatzzölle für US-amerikanisches Soja steigen dürften. Und da auch US-Schweinefleisch im Handelsstreit mit zusätzlichen Zöllen belegt wird, könnte sich die Situation für europäische Schlachtunternehmen mit Zulassung für den chinesischen Markt bald wieder bessern.
Preise im Herbst wieder besser?
Die jüngsten Viehzählungsergebnisse in Deutschland lassen weiter sinkende Schlachtzahlen für den Rest des Jahres erwarten, wenngleich der Druck am Ferkelmarkt, insbesondere durch angebotene Partien aus den Niederlanden und Dänemark aktuell spürbar ist. Schweinemäster in Deutschland, aber auch in den Niederlanden, befürchten – sofern überhaupt möglich - für den Herbst und Winter hohe Kosten für die Verbringung der Gülle, dementsprechend zurückhaltend ist ihre Einstallbereitschaft. Hinsichtlich der Ferkel- und Schweinepreise ist eine wirkliche Entspannung kurzfristig leider nicht in Sicht. Umso wichtiger, dass die politischen Fragen zur Haltung – von der Kastration bis zum Kastenstand - endlich geklärt werden.