Antibiotikaeinsatz: Therapiehäufigkeiten auf niedrigem Niveau eingependelt– BVL veröffentlicht neue Kennzahlen
Die Schweinehalter haben den Antibiotikaeinsatz im ersten Halbjahr 2018 erneut weiter gesenkt. Das geht aus den neuen Kennzahlen zur Therapiehäufigkeit des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) und des QS-Antibiotikamonitorings hervor. Die Werte für Ferkel und Mastschweine haben sich auf einem niedrigen Niveau eingependelt.
ISN: Viel Spielraum für weitere Senkungen des Antibiotikaverbrauches in der Schweinehaltung scheint es angesichts der nur noch minimalen Veränderungen der Kennzahlen nicht mehr zu geben. Es ist höchste Zeit, dass Monitoringsystem zu überdenken
Ferkel bis 30kg Körpergewicht
Kennzahl 1 BVL: 2,708 QS: 3,04
Kennzahl 2 BVL: 9,627 QS: 9,64
Mastschweine über 30kg Körpergewicht
Kennzahl 1 BVL: 0,366 QS: 0,37
Kennzahl 2 BVL: 3,531 QS: 3,13
Kennzahl 1 beschreibt den Therapiehäufigkeitsindex-Median, unter dem 50 % aller erfassten Betriebe liegen. Kennzahl 2 beschreibt das dritte Quartil des Therapiehäufigkeitsindexes, unter dem 75% aller erfassten Betriebe liegen.
Unterschiede zu den BVL-Kennzahlen
QS und BVL berechnen die Kennzahlen auf einer unterschiedlichen Datenbasis. Die Ergebnisse sind deshalb nicht absolut identisch, folgten in der Vergangenheit aber gleichen Trends.
Eigene Daten mit den Kennzahlen vergleichen
Schweinehalter mit der Pflicht zur Teilnahme an der Antibiotika-Datenbank müssen nun die veröffentlichten Kennzahlen mit dem eigenen Therapiehäufigkeitsindex vergleichen. Liegt der individuelle Wert über der Kennzahl 1, sollten Landwirte und Tierärzte gemeinsam die Ursachen dafür ermitteln und den Antibiotikaeinsatz nach Möglichkeit reduzieren.
Im Fall einer betrieblichen Kennzahl höher als der Kennzahl 2 müssen die Tierhalter innerhalb von vier Monaten einen schriftlichen Maßnahmenplan zur Senkung des Antibiotikaeinsatzes an die Überwachungsbehörde vorlegen. Hier steht der Tierarzt zur Seite.
Die ISN meint:
Die Anstrengungen der Schweinehalter und deren Hoftierärzte haben erneut in einem sehr guten Ergebnis gemündet. Seit 2015 sind die Werte der Kennzahlen um 55 bis 70% gesunken. Ein beachtlicher Erfolg! Nun haben sich die Kennzahlen beider Systeme in den vergangenen Jahren auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Viel Spielraum für weitere Senkungen des Antibiotikaverbrauches in der Schweinehaltung scheint es angesichts der minimalen Veränderungen der Kennzahlen nicht mehr zu geben. Vielmehr könnten weitere Reduktionen zu Lasten des Tierschutzes gehen und das ist nicht akzeptabel.
Seit diesem Sommer läuft die Evaluierung des Arzneimittelgesetzes (AMG). Es ist aus unserer Sicht auch höchste Zeit, das Monitoringsystem zu überdenken - denn es kann nicht sein, dass trotz der drastisch reduzierten Einsatzmengen weiterhin immer ein Viertel der Tierhalter in der Schusslinie steht und mit hohem Bürokratie- und Kostenaufwand Maßnahmenpläne umsetzen muss - und das auf einem schmalen Grat zwischen dem Antibiotikaeinsatz und dem Tierschutz.