14.02.2025rss_feed

ISN-Mitgliederversammlung 2025 – Teil 1: Schadensminimierung im Tierseuchenfall - Ohne Banderolenstempel und mit abgestimmtem Vorgehen

Volles Haus: Ca. 300 ISN-Mitglieder und Gäste folgten einer spannenden Podiumsdiskussion © ISN

Volles Haus: Ca. 300 ISN-Mitglieder und Gäste folgten einer spannenden Podiumsdiskussion © ISN

Blick nach vorn: Schweinemarkt zwischen Haltungsform, Herkunft und Tierseuchenrisiko – So lautete das Topthema auf der diesjährigen Mitgliederversammlung der ISN am Montag, 10. Februar 2025 in Osnabrück, das nach dem offiziellen Teil der Versammlung mit Vertretern des Lebensmitteleinzelhandels, der Verarbeitungsbranche, der Initiative Tierwohl und der Behörden auf dem Podium intensiv diskutiert wurde. Über 300 ISN-Mitglieder und Gäste hatten den Weg in die Osnabrücker Stadthalle gefunden, um sich zu informieren, auszutauschen und um mitzudiskutieren. Ein großes Thema war dabei das Thema Tierseuchenrisiko.

 

Viele Schweinehalter haben in den vergangenen zwei Jahren mit der verbesserten Erlössituation im Rücken den Blick nach vorn gewagt und Planungen zur Weiterentwicklung ihrer Betriebe aufgestellt. Diese Planungen haben mit dem Auftreten der Maul- und Klauenseuche zu Jahresbeginn einen erheblichen Dämpfer erhalten. Einmal mehr wurde deutlich, dass jegliche Betriebsentwicklung durch die hohen Marktrisiken, gepaart mit einer Vielzahl von Anforderungen und unlösbaren Genehmigungshürden gehemmt wird. Dieses Spannungsfeld war auch am Montag auf der ISN-Mitgliederversammlung in Osnabrück deutlich zu spüren und wurde von Heinrich Dierkes, ISN-Vorsitzender, und Dr. Torsten Staack, ISN-Geschäftsführer, in ihren Berichten noch einmal unterstrichen.

Im Anschluss an die Regularien und die Wahlen zum ISN-Vorstand und Beirat verfolgten über 300 Besucher im vollen Veranstaltungssaal eine spannende Podiumsdiskussion. Mit Fokus auf das brandaktuelle Thema Tierseuchenbekämpfung entlockten die Moderatoren Marcus Arden und Andreas Beckhove (beide top agrar) den Diskutanten dabei einige interessante Antworten.


Auf dem Podium: Dr. Jörg Baumgarte, Bernhard Oeller, Robert Römer, Dr. Carolin Winkel ©ISN

Auf dem Podium: Dr. Jörg Baumgarte, Bernhard Oeller, Robert Römer, Dr. Carolin Winkel ©ISN

Akzeptanz von Fleisch aus ASP-Restriktionszone muss erhöht werden

Das ist eine der Kernforderungen schlechthin und ein Element, um Vertrauen zu schaffen, lautete die Antwort von Dr. Jörg Baumgarte, Abteilungsleiter im Niedersächsischen Ministerium f. Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, auf die Frage, ob das Freitesten von Fleisch von gesunden Tieren mit Hilfe von PCR-Untersuchungen bei der ASP ein Thema sei, direkt zum Einstieg in die Podiumsdiskussion. Bereits in seinem Eingangsstatement war Baumgarte intensiv auf den ASP-Fall in einem Hausschweinebetrieb im Jahr 2022 im Emsland eingegangen und hatte betont, dass unbedenkliches Fleisch aus ASP-Restriktionszonen nicht weiter stigmatisiert werden dürfe. Dabei sei die PCR-Untersuchung ein Mittel, um gegenüber der EU und anderen EU-Mitgliedstaaten aber auch Drittländern zu zeigen, was bei uns auf den Markt kommt, ist absolut sicher. Hier lasse man nicht nach und habe auch den Bund an der Seite. Kritisch sah Baumgarte dagegen das sogenannte Genusstauglichkeitszeichen (ovaler Stempel mit zwei parallelen Strichen), mit dem dieses Fleisch gekennzeichnet werden soll. Das mache eigentlich mehr Probleme.

 

Auch Robert Römer, Geschäftsführer der Initiative Tierwohl, sah in der unterschiedlichen Kennzeichnung eine Herausforderung. FLI und BfR haben klar gesagt, es gibt keine Notwendigkeit der Trennung. Keine Gefahr für den Verbraucher, keine Gefahr der Verschleppung. Solange das Fleisch aber besonders gekennzeichnet werden müsse, werde es schwer, die Akzeptanz herzustellen, sowohl auf Vermarkter- und Handelsebene, aber auch beim Verbraucher.

Diese Meinung teilte auch Dr. Carolin Winkel, Koordinatorin Kompetenzzentrum Landwirtschaft bei der REWE Group. Besonderen Wert legte sie auf die gemeinsame Aufklärung und auch die Presse sei mit ins Boot zu holen, um Unsicherheiten auszuräumen. Man müsse auch sehr sensibel mit den Begrifflichkeiten umgehen. Auf die Nachfrage, ob der Lebensmitteleinzelhandel nicht selbst offensiver Farbe bekennen müsste und beispielsweise die Abnahme von Fleisch im ASP-Fall garantieren sollte, verwies Winkel auf eine interne Taskforce der REWE, die extra eingerichtet wurde, um über den Umgang mit Lieferanten im Ernstfall zu beraten und eine Lösung für die Landwirte zu finden. Zudem hoffe man auf die Möglichkeit einer Freitestung.


Podium der ISN-Mitgliederversammlung 2025 (v.l.): Andreas Beckhove (Moderation), Dr. Jörg Baumgarte, Dr. Carolin Winkel, Bernhard Oeller, Robert Römer, Marcus Arden (Moderation) ©ISN

Podium der ISN-Mitgliederversammlung 2025 (v.l.): Andreas Beckhove (Moderation), Dr. Jörg Baumgarte, Dr. Carolin Winkel, Bernhard Oeller, Robert Römer, Marcus Arden (Moderation) ©ISN

Gemeinsame Lösungen finden

Winkel wies außerdem darauf hin, dass die REWE bislang als einziges Handelshaus eine Teilnahme an der ASP-Übung zugesagt habe, die voraussichtlich im Herbst dieses Jahres mit Vertretern aus der gesamten Wertschöpfungskette stattfinden werde, um sich auf so ein Szenario vorzubereiten. Hier sollen Verfahrensabläufe und die Kommunikation zwischen den verschiedenen Beteiligten aus Wirtschaft und Behörden optimiert werden.

Die Wichtigkeit dieser Übung unterstrich auch Bernhard Oeller, Geschäftsführer der Wolf Essgenuss GmbH, der im Jahr 2024 in seinem mittelständischen Unternehmen der Fleisch- und Wurstverarbeitung unmittelbar mit Restriktionen in einem ASP-Verdachtsfall konfrontiert war. Er hatte zuvor sehr eindrücklich beschrieben, wo der Hase im Pfeffer liegt, wenn verschiedenste Behörden mit unterschiedlichen Fachbereichen aus unterschiedlichen Bundesländern eine gemeinsame Lösung finden müssen. Wir brauchen eine gemeinsame Aufklärung und mehr Fachleute, die das Thema beleuchten, forderte Oeller. Wir müssen im Gleichschritt funktionieren in dieser Fachlichkeit. Die meiste Zeit sei mit Diskussionen verloren gegangen. Daher müsse man sich mit Behörden und Wirtschaft zusammensetzen und gemeinsam Lösungen finden.

Dr. Jörg Baumgarte ergänzte, dass auch die Schweinebetriebe ihren Teil beitragen können. Es gibt ein niedersächsisches Früherkennungsprogramm und ein entsprechendes Biosicherheitskonzept. Wenn man das einhält, dann ist man soweit es geht auf der sicheren Seite. Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit, aber wenn man das beachtet, hat man gute Prävention betrieben.

 

Fazit:

Um zukünftige Schäden soweit es geht zu vermeiden, braucht es ein abgesprochenes Vorgehen aller Beteiligten, damit im Ernstfall keine unnötige Abstimmungszeit die Abläufe verzögert. Eine klare Forderung ist auch, dass die separate Kennzeichnung von völlig unbedenklichem Fleisch aus Restriktionsgebieten durch den Banderolestempel verschwinden muss, weil er die Vermarktung des Fleisches massiv stört.

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