Schlachter bremsen Schweinepreise aus
In der vergangenen Woche hatten die meisten Marktbeteiligten eigentlich erwartet, dass der Markt seinen Tiefpunkt erreicht hatte. Leider war das nicht der Fall, wie die Notierung am vergangenen Mittwoch zeigt.
Die Schuld für den erneuten Rückgang schieben sich die Schlachtunternehmen dabei gegenseitig in die Schuhe: Tönnies sei bereits am Dienstag mit der Forderung von 1,35 Euro an die Vermarkter herangetreten, heißt es von Seiten der Westfleisch. Zudem verkaufe er im Fleischgeschäft bereits zu diesem Zeitpunkt nach Preisen, die deutlich unter einem Einstandspreis von 1,40 Euro lägen, so die Aussage. Daher habe sich im Vorfeld der Preisfindung auch die Westfleisch aktiv daran beteiligt, eine spürbare Preissenkung zu fordern. Angesichts der dramatischen Situation auf den Höfen ihrer genossenschaftlichen Mitglieder ein zumindest sehr fragwürdiges Vorgehen.
Retourkutsche der Schlachtunternehmen
Allen Schlachtern gemein ist der Vorwurf an die Erzeugerseite, in der letzten Woche den Preis nicht bereits auf 1,40 Euro gesenkt zu haben. Da ging der Preis von 1,44 Euro auf 1,41 Euro zurück. Das war den Schlachtern eigentlich nicht genug, die Vion rief sogar Hauspreise aus. Der jetzt nochmals geforderte und auch durchgesetzte Preisrückgang kann daher ein Stück weit auch als Retourkutsche der Schlachtunternehmen an die VEZG verstanden werden.
Die ISN meint:
Selbst wenn aktuell wohl keine Hauspreise mehr gezahlt werden, ist aus Sicht der ISN das Handeln der drei führenden Schlachtunternehmen in den vergangenen beiden Wochen verantwortungslos!
Keine Frage, die Fleischgeschäfte laufen mies und der Absatz bereitet Probleme. Immer weiter sinkende Preise werden im Hochsommer den Fleischverzehr jedoch keineswegs ankurbeln können!
Mittelständische Schlachtunternehmen haben für das Vorgehen der Marktführer nur Kopfschütteln übrig. Sie befürchten wohl zurecht, dass ein Großteil des Preisrückgangs an den Lebensmittelhandel bzw. an die Fleischverarbeitung weitergereicht wird. Dabei ist es doch der selbstformulierte Wunsch der großen Schlachter, einen Einkaufspreis ohne große Preisausschläge zu haben.
Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften hat dementsprechend in diesem Jahr bisher mit sehr viel Fingerspitzengefühl eine Preisempfehlung abgegeben. Daher scheint es auch in dieser Woche richtig gewesen zu sein, nicht auf die extremen Forderungen der Schlachter eingegangen zu sein und die Preisempfehlung als Kompromiss nur
um zwei Cent gesenkt zu haben.
Landwirte sollten angesichts der zu erwartenden Angebotsrückgänge in den kommenden Wochen die Abnehmer mit Bedacht auswählen!