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Zusammenschlüsse im Mittelstand unternehmen. Die Schweinehalter müssen ein
Die Unternehmen auf den Positionen 4 bis 10 konnten ihre Markt- ausreichend großes Stück von der Torte abbekommen.
anteile größtenteils halten oder sogar ausbauen. So konnte Böseler Alles andere ist nicht akzeptabel.“
Goldschmaus die Zahl der Schweineschlachtungen 2020 um 4,5 %
gegenüber 2019 steigern. Eine Ausnahme war der einzige deutsche
Schweineschlachtstandort des dänischen Schlachtunternehmens
Danish Crown in Essen (Oldb), wo ein beachtlicher Rückgang der
Schlachtungen um 6,6 % verzeichnet wurde. Neu aufgestiegen in die
Liste der Top 10 ist das Unternehmen Steinemann aus Steinfeld in
Niedersachsen. Durch die Übernahme des Schlachthofs der Erzeuger-
gemeinschaft Osnabrück in Georgsmarienhütte schlachtete Steine-
mann im vergangenen Jahr an den beiden Standorten zusammen-
genommen ca. 1,35 Mio. Schweine und liegt damit auf Rang 8.
Ausblick: Weniger deutsche Schweine – Mehr feste Lieferverträge
„Der ohnehin schon deutliche Bestandsabbau in der deutschen
Schweinehaltung wurde durch Corona und ASP nochmal stark
beschleunigt“, fasst ISN-Marktanalyst Klaus Kessing zusammen und
folgert daraus: „Für die Schlachtunternehmen wird der Rohstoff
Schwein in Deutschland damit zukünftig knapper, was auch zu
Strukturveränderungen in der Schlachtbranche führen dürfte. Weitere
Schließungen vor allem kleinerer und mittelgroßer Schlachtstandorte
sowie weitere Übernahmen oder Zusammenschlüsse könnten die
Folge sein, so dass die Konzentration weiter zunehmen dürfte. Im Zuge
dieser Entwicklungen wäre es auch denkbar, dass ausländische
Investoren auf den Plan treten. Und noch eine Entwicklung ist zu
beobachten: Auf den beschleunigten Strukturwandel reagieren viele
Schlachtunternehmen, indem sie die vertragliche Sicherung der
benötigten Schlachtschweine deutlich vorantrieben. Besonders die
Zeit des Schweinestaus nutzten viele Schlachtunternehmen, um sich
den zukünftig knapper werdenden Rohstoff Schwein zu sichern.“
Die Entwicklung hin zu festen Lieferverträgen wurde und wird
zusätzlich dadurch begünstigt, dass der Beginn der dritten Phase der
Initiative Tierwohl am 01.07.2021 ansteht und zudem zahlreiche
Discounter und Supermarkte die verbindliche Einführung von Ware der
Haltungsform 2 planen. Zudem wird die Rückverfolgbarkeit der
Schweineherkunft dadurch einfacher, die wegen des ASP-Ausbruchs
bei Wildschweinen in Deutschland an Bedeutung gewinnt. Deshalb
erwartet Kessing: „Ein großer Teil an Schweinen dürfte bald in festen
Lieferverträgen gebunden sein. Bereits jetzt sind es bei einigen großen
Schlachtunternehmen bis zu 70 %.“
Notwendige Diskussion über Margenverteilung
„Ohne Zweifel sind die Kosten der Schlachtunternehmen u.a. durch die
Corona-Pandemie im vergangenen Jahr gestiegen“, so ISN-
Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. „Die bekannten Jahresabschlüsse
von Schlachtunternehmen zeigen aber auch deutlich, dass diese –
ganz anders als die Schweinehalter – das Krisenjahr 2020 finanziell
sehr gut überstanden haben. Hier ist die Erlösverteilung in der Kette
gewaltig zu Lasten der Schweinehalter aus den Fugen geraten“,
kritisiert Staack und fordert: „Deshalb ist die jetzt geführte Diskussion
um die Erlös- und Margenverteilung in der Kette Schweinefleisch
genau richtig und muss zum Ergebnis geführt werden – und zwar mit
dem Lebensmitteleinzelhandel, aber auch genauso mit den Schlacht-
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