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Lebensmittelkette  hat  mal  wieder  keiner  gedacht.  Die  Wahrschein-  partnerschaft  dürfen  jedoch  aus  unserer  Sicht  die
          lichkeit, dass diese Kosten von der Fleischwirtschaft in der Kette bis   wenigen  großen  Unternehmen  des  deutschen
          zum Landwirt durchgereicht werden, ist groß.               Lebensmitteleinzelhandels  nicht  mit  Zustimmung  des
                                                                     Bundeskartellamts  alles  bis ins  letzte  ausreizen,  was
          EDEKA startet einen neuen Anlauf, die Lieferanten bei der Übernahme
          der real-Supermärkte in die Pflicht zu nehmen. Das heißt im Klartext,   rechtlich  möglich  ist.  Es  muss  dringend  für  ein
          die  Lieferanten  sollen  die  Übernahme  der  real-Märkte  mitbezahlen.   vernünftiges Gleichgewicht im Markt gesorgt werden, in
                                                                     dem  auch  die  Erzeuger  in  Deutschland  mit  ihren
          Nach  einem  Bericht  der  Lebensmittelzeitung  (LZ)  hat  sich  das
          Handelsunternehmen allerdings dieses Mal für die Verhandlung mit   Betrieben eine Zukunft haben. Ähnlich wie die Kosten
          den Lieferanten über einen Beitrag für die Übernahme von 51 real-  der  verschiedenen  Corona-Maßnahmen  zum  großen
                                                                     Teil  von  der  Fleischwirtschaft  an  die  Landwirte
          Märkten eng mit dem Kartellamt abgestimmt. Zunächst hatte EDEKA
          die  erhobenen  Konditionsforderungen  gegenüber  den  Lieferanten   weitergegeben,  ist  auch  bei  den  Kosten  der  real-
          einstellen  müssen,  nachdem  das  Bundeskartellamt  Ermittlungen   Übernahme zu befürchten, dass diese letztendlich auch
                                                                     wieder von den Landwirten zu tragen sein werden.
          wegen  eines  Verstoßes  gegen  das  sogenannte  Anzapfverbot  und
          damit einen verbotenen Missbrauch von Marktmacht eingeleitet hatte.    Wie  wichtig  eine  vernünftige  Verteilung  der
                                                                     Erzeugerkosten und ein passendes Kräfteverhältnis am
          Sonderforderungen  an  Lieferanten  mit  Gegenleistung  rechtlich   Markt ist, zeigt sich auch beim Thema Lieferverträge,
          möglich                                                    die  in  den  vergangenen  Monaten  von  vielen
          Im  Mai  gab  das  Bundeskartellamt  in  einer  Pressemitteilung  dann   Schlachtbetrieben massiv vorangetrieben worden sind.
          bekannt, dass die Ermittlungen gegen EDEKA eingestellt wurden, da   Ähnlich  wie  beim  o.a.  Thema  sind  diese  in  ihrer
          sich der Verdacht nicht erhärtet habe. Für die weiteren Verhandlungen   Ausgestaltung in der Regel äußerst einseitig - zu Lasten
          hat die Behörde aber nur unter bestimmten Voraussetzungen grünes   der Landwirte. Eine „neue Normalität“, mit der wir uns
          Licht  gegeben:  Wie  die  LZ  berichtet,  dürfen  Zuschüsse  nur  mit   nicht  abfinden  werden  und  gegen  die  wir  weiter
          entsprechender  Gegenleistung,  wie  z.B.  Sonderplatzierungen,   angehen.
          Werbung im Handzettel und Promotions, gefordert werden. "Wir haben
          uns dessen versichert, dass Edeka das entsprechend berücksichtigen
          wird.  Es  geht  um  besondere,  optionale  Vermarktungsaktionen  in
          großflächigen  Filialen,  die  von  den  Lieferanten  finanziell  unterstützt
          werden können. Es ist wichtig, dass konkrete Leistungen und damit
          verbundene  Kosten  individuell  vereinbart  werden  können,“  erklärt
          Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. Zudem dürfe es
          nicht  zu  Doppelvergütungen  kommen  und  die  Vereinbarungen
          müssten  für  den  Lieferanten  kalkulierbar  sein.  Das  heißt,  über  die
          konkret  vereinbarten  Werbeaktionen  hinaus,  darf  EDEKA  keine
          Vergütungen  von  den  Lieferanten  für  die  hinzugewonnen  real-
          Standorte verlangen. Nach LZ-Informationen soll die Bandbreite der
          einmaligen  Konditionenforderungen,  mit  denen  EDEKA  in  den
          Verhandlungen zur real-Integration aktuell aufwartet, von 0,15 Prozent
          bis zu 0,3 Prozent des erzielten Umsatzes reichen.

          Die ISN meint:
          Aus rechtlicher Sicht mag das Vorgehen der EDEKA in Ordnung sein,
          aber das Problem bleibt bestehen: EDEKA nutzt seine Marktmacht aus
          und will die Lieferanten trotzdem für die Übernahme der real-Standorte
          zahlen lassen. „Wieder mal zeigt sich: Das Kräfteverhältnis in der Kette
          geht  zu  Lasten  der  Lieferanten  und  damit  letztlich  zu  Lasten  der
          Landwirte, denn die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kosten bis zum
          Landwirt  durchgereicht  werden,  ist  groß.“  kommentiert  ISN-
          Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die Entwicklungen.  „Wir stehen
          zum Markt und seinen Mechanismen, aber hier ist die Kräfteverteilung
          im Markt in eine ordentlichen Schieflage geraten.“
          In einem Kommentar der LZ ist heute zu den aktuellen Entwicklungen
          von  einer  „neuen  Normalität“  die  Rede.  Für  eine  faire  Markt-
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