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Erliegen gekommen – erholt sich inzwischen aber wieder mit Öffnung   Es  geht  nicht  um  Marktabschottung  sondern  um
          von Kantinen und Restaurants. Und wenn nun die Veranstaltungen   den Erhalt der Betriebe
          wieder  im  größeren  Maße  dazu  kommen,  sollten  auch  dort  wieder   "Wir  fordern:  Vorfahrt  für  deutsches  Schweinefleisch
          mehr  Würstchen  gegessen  werden.  Was  aber  weiterhin  (durch  die   und  mehr  Aktionen  für  deutsches  Schweinefleisch  –
          ASP) massiv eingeschränkt ist, ist der Export. Drittländer sind zum   auch  im  Großhandel  und  in  der  Gastronomie",  so
          größten  Teil  weggebrochen  und  die  Konkurrenz  am  europäischen   Staack. "Dabei geht es uns nicht um Marktabschottung,
          Markt ist enorm. "Man darf nicht vergessen, dass der Schweinebestand   wie uns zum Teil entgegnet wurde. Wir haben aktuell
          in Deutschland zwar so niedrig ist, wie schon lange nicht mehr, andere   einen   Ausnahmezustand   am   deutschen
          Länder, wie Spanien jedoch deutlich zugelegt haben. Das muss den   Schweinemarkt, weil der Absatz schwächelt. Deshalb
          Kunden am heimischen Markt doch zu denken geben", mahnt ISN-  ist  es  doch  nur  richtig,  dass  wir  hier  ein  wichtiges
          Geschäftsführer Dr. Torsten Staack. Er führt weiter aus: "Die logische   Potenzial für deutsche Schweinehalter – nämlich den
          Schlussfolgerung: Für deutsche Schweinehalter muss der deutsche   Großhandel samt Außer-Haus-Verzehr – in den Fokus
          Markt stärker in den Fokus gerückt werden."                rücken. Diese Chance auf Marktentlastung darf nicht
                                                                     verstreichen. Es kann letztendlich auch nicht im Sinne
          Kluft zwischen Lebensmitteleinzel- und Großhandel          der  Lebensmittelhändler  sein,  dass  hierzulande  die
          Um mehr deutsches Schweinefleisch am deutschen Markt abzusetzen,
          bleiben somit zwei Wege:                                   Strukturen  wegbrechen  und  so  für  immer  verloren
          Zum einen über den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Hier wird   gehen", erläutert Staack.
          immer  stärker  auf  höhere  (Haltungs)standards  und  die  Herkunft
          Deutschland beim Schweinefleisch gesetzt. Gerade gestern hat die
          REWE-Group  verlauten  lassen,  ab  dem  kommenden  Jahr  beim
          Frischfleisch auf 5 mal D zu setzen. Das ist gut so - wir brauchen mehr
          solcher  Bekenntnisse,  die  bis  auf  die  Ebene  der  Ferkelerzeugung
          gehen.  Und  auch  bei  der  Absatzförderung  passiert  im
          Lebensmitteleinzelhandel   viel.   So   wurden   beispielsweise
          Schweinefleischpakete bei Lidl und Co. im XXL-Format beworben und
          Schweinefleisch oftmals mit dem Verweis auf deutsche Herkunft in den
          Verkaufsfokus  gerückt.  Das  ist  genau  richtig  –  eben  diese
          Werbeaktionen  brauchen  wir  mehr  denn  je,  um  den  Absatz
          anzukurbeln.
          Der zweite wichtige Absatzkanal für Schweinefleisch in Deutschland ist
          der  Außer-Haus-Verzehr,  der  in  hohem  Maße  durch  den
          Lebensmittelgroßhandel  bedient  wird.  "Hier  erleben  wir  oftmals  ein
          ganz anderes Bild. Hier scheinen Standards zumindest teilweise nur
          eine  untergeordnete  Rolle  zu  spielen  und  der  niedrige  Preis
          ausschlaggebend zu sein. Wie sonst kann es sein, dass beispielsweise
          Fleisch  aus  Chile  oder  anderen  Herkunftsländern  mit  wenig
          transparenten Erzeugerstandards zu niedrigsten Preisen angeboten
          wird", kritisiert Staack.

          ISN:  Gleiche  Maßstäbe  auch  für  Großhandel  und  Gastronomie
          anlegen!
          Staack führt weiter aus: "Dabei sind es oftmals Tochterunternehmen
          der gleichen Lebensmittelkonzerne, die am Großmarkt agieren. Wir
          fordern:  Die  hohen  Standards  müssen  für  den  jeweiligen
          Gesamtkonzern  gelten!  Alles  andere  ist  unglaubwürdig.  Für  die
          Einhaltung  der  Standards  tragen  besonders  die  Konzernvorstände
          Verantwortung."  Übrigens:  Teilweise  sind  die  Lebensmittelkonzerne
          auch  selbst  in  der  Systemgastronomie  aktiv.  Wussten  Sie
          beispielsweise, dass die EDEKA-Zentrale in Hamburg im Topranking
          der Systemgastronomie für das Jahr 2020 mit 235 Mio. € Umsatz an
          Platz 6 in Deutschland steht?

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