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ISN-Marktbericht von Mittwoch, 18.08.2021
Aktuelle Notierungen Schlachtschweine Einzelhandel enttarnt eigene Doppelmoral
Die ohnehin schon schwierige Situation am
Vereinigungspreis 18.08.2021 1,30 €/IP 1,30 – 1,37 € - 7 Schlachtschweinemarkt verschärft sich noch weiter.
ISB 17.08.2021 1,41 €/kg 1,405 – 1,41 € +-0 Heute fiel die Notierung für Schlachtschweine um
weitere 7 Cent auf 1,30 €/kg SG. Gleichzeitig sind die
ISN-Marktplatz 06.08.-12.08. kein Handel Futtermittelpreise extrem angestiegen - mit weiter
VEZG -Sauenpreis 11.08.2021 0,95 €/kg 0,95 – 0,95 € +-0 steigender Tendenz. Die Verluste an jedem verkauften
Schwein bzw. jedem verkauften Ferkel erreichen damit
Amtliche Schlachtzahlen und Schlachtgewichte katastrophale Dimensionen und das obwohl das
Angebot an Schlachtschweinen so gering ist wie zuletzt
Woche 2021 2020 Vgl. Vorjahr Ø-Gewicht
2007. In den vergangenen Jahren wurden die
30 834.883 822.384 101,5 % 96,5 kg Schweinebestände in hohem Tempo abgebaut und
besonders während des letzten Jahres hat sich diese
31 819.611 854.403 95,9 % 96,6 kg
Entwicklung noch einmal deutlich beschleunigt. Die
32 825.569 857.867 96,2 % 96,6 kg Sauenbestände nahmen innerhalb eines Jahres um 8,3
01-32 26.390.557 27.712.006 95,2 % % ab. Einen so starken Rückgang in so kurzer Zeit hat
Quelle: BLE es seit Beginn der Viehzählung 1973 noch nie gegeben.
*Bei den Schlachtzahlen und Schlachtgewichten werden nur Schweine mit Andere Maßstäbe im Großhandel?
einem Zweihälftengewicht zwischen 80 und 110 kg berücksichtigt Der deutsche Lebensmitteleinzelhandel muss in der
aktuellen Krise endlich seiner Verantwortung gerecht
In der zurückliegenden Kalenderwoche wurden gemäß BLE etwa werden. Wer morgen Schweinefleisch aus heimischer
5.000 Schweine mehr als in der Vorwoche geschlachtet. Die Produktion aus den Haltungsstufen 3 und 4 will, der
durchschnittlichen Schlachtgewichte legten um weitere 50 g zu und muss heute schon auf heimisches Schweinefleisch der
bleiben gerundet bei 96,6 kg. Stufen 1 und 2 setzen und dieses vernünftig bezahlen.
Beim Vergleich mit den Schlachtzahlen der Vorjahreswochen ist die Auf Handelsseite wird man zwar nicht müde darauf
starke Kapazitätseinschränkung des Schlachtstandorts in Rheda- hinzuweisen, dass man an der Seite der deutschen
Wiedenbrück im Sommer 2020 zu beachten. Landwirte stehe und die heimische Produktion
Preisnotierung VEZG vom 18.08.2021 unterstütze. Auf der anderen Seite zeigt der
Lebensmittelhandel jedoch ganz aktuell wieder sein
Für den Zeitraum von Donnerstag 19.08. bis Mittwoch 25.08.2021 wahres Gesicht, wie zuletzt bei der Edeka-Foodservice
nennt die "Vereinigung von Erzeugergemeinschaften für Vieh u. oder der Metro. Hier wird spanisches oder sogar
Fleisch" einen mittleren AutoFOM-Preisfaktor (Median), den chilenisches Schweinefleisch neben deutscher Ware zu
„Vereinigungspreis“ von 1,30 €/Indexpunkt (das sind - 7 Cent deutlich niedrigeren Preisen verkauft.
gegenüber der Vorwoche) in einer Spanne von 1,30 € bis 1,37 €; der Preisdruck durch die Hintertür!
entsprechende FOM-Basispreis beträgt 1,30 €/kg SG. Dieses Handelsgebaren ist einfach nur beschämend,
Schlachtsauen denn es hat gleich einen doppelt negativen Effekt für die
hiesigen Schweinehalter. Zum einen üben genau diese
Der Schlachtsauenmarkt steht parallel zum Schlachtschweinemarkt Angebote erheblichen Preisdruck auf den gesamten
unter Druck und ist von einer frustrierten Stimmung gekennzeichnet. Markt, also auch auf deutsche Ware, aus. Zum anderen
Die zuletzt gestiegenen Stückzahlen an abgelieferten fließen die angebotenen Mengen aus heimischer
Schlachtsauen werden einerseits kontinuierlich abgenommen. Auf Produktion schlicht nicht ab. Während also bei allen
der anderen Seite sind im Handel mit Sauenfleisch die nötigen möglichen „Dialogformaten“ von Seiten des Handels
Impulse noch nicht erkennbar und die zu verkaufenden Mengen das Hohelied auf die deutsche Produktion gesungen
unbefriedigend im Vergleich zum Niveau vor Corona. Nach wie vor wird, betreiben konzerneigene Tochtergesellschaften
dränge außerdem viel Ware aus dem Ausland für kleines Geld auf zeitgleich diese schändliche Preisdrückerei!
den Markt und die Gefrierhausbestände sind historisch hoch, Das stinkt zum Himmel! Wenn die Handelshäuser
berichtete ein Marktteilnehmer. tatsächlich zu ihren Beteuerungen stehen, dann
In der Summe steht die Notierung für Schlachtsauen unter Druck. müssen sie solche Angebote konsequent auslisten und
Der Sauenschlachter Tönnies veröffentlichte gefolgt von der ausschließlich auf heimische Erzeugung setzen! Und
Westfleisch im Vorfeld der Notierungsfeststellung zuerst einen zwar konzernweit und für alle Marktsegmente. Hier
hauseigenen Auszahlungspreis für Schlachtsauen von 0,78 €. Das müssen die gleichen Maßstäbe gelten wie an der
sind 7 Cent weniger als in der nun auslaufenden Schlachtwoche. Frischetheke im Supermarkt, alles andere ist einfach
Neue Marktinformationen zum Schweinemarkt erhalten Sie wieder nur beschämend und zeigt die verwerfliche
am Freitag ab ca. 12.30 Uhr. Doppelmoral der Händler!
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